Zum Start unserer diesjährigen Reise in die Emilia Romagna, das Land der Motoren, präsentierte sich Oberbayern ganz und gar nicht weiß-blau. Der Himmel grau, als könne es jeden Moment regnen. Dies tat jedoch der guten Laune unserer Reiseteilnehmer keinen Abbruch. Pünktlich um 07.30 Uhr ging es los. Durch die Alpen im Nordstau regnete es zeitweise, südlich des Felbertauerntunnels wurden die Straßen trockener und in Lienz kam zum ersten Mal die Sonne zum Vorschein.
Eigentlich gibt es ja zwei Gruppen nach Bologna, dem Herz der Emilia Romagna. Wir probierten aber die Anreise in einer Gruppe, Konrad, unser 2. Guide als letzter der Gruppe und dies funktionierte hervorragend. Auch das Fahrkönnen der Gruppe war gleichmäßig hoch und so wurde von hinten kräftig geschoben. Irgendwie wollten alle so schnell wie möglich nach Italien, also, Gas auf – Bella Italia, wir kommen!
Wir hatten auch richtig Glück mit dem Verkehr. Montag, noch Vorsaison, keine Urlauberkarawanen, so macht Motorradfahren in den Alpen Spaß. Der Kreuzbergsattel war ruckzuck genommen, der Passo San Antonio ebenso, sogar das relativ langweilige Stück durch Longarone, Belluno bis Feltre war gar nicht so schlimm wenn man nicht ständig durch Wohnwagengespanne mit gelbem Nummernschild eingebremst wird. Da es richtig flott voran ging, hatten wir natürlich ausreichend Zeit mit dem Besuch des Monte Grappa, der für Abwechslung sorgten. Ich liebe diesen Berg. Keiner der Aussichtsberge am südlichen Alpenrand bietet diese gigantische Aussicht in die Poebene welche bei guten Bedingungen bis zur Adria und Venedig reicht. Damit es uns nicht zu wohl wurde meinte Petrus er müsse und kurz duschen, es hagelte sogar, aber im Rifugio bei einem Cappuccino kann man so einen Schauer trocken überstehen.
Der Rest der Anfahrt ist schnell erzählt: Die Strecke bis Padua kann sich echt ziehen, italienischer Berufsverkehr eben, schließlich erlöste uns die Autobahn für das letzte Stück bis Bologna.
Unser erster Fahrtag vor Ort: Bologna begrüßte uns mit Kaiserwetter, kein Wölkchen am Himmel, schon nach kurzer Zeit kam auf der Ringstraße der Hinweis ‘Futa’. Gleich nach der Stadt ging es auch schon los. Diese Kurvenorgie macht immer wieder Spaß, Kurven ohne Ende, man könnte glatt meinen die Italiener können keine Geraden. Uns war es recht. Ein kurzer Espresso am Passo Raticosa, einem typischen italienischen Bikertreff und schon ging es weiter bis kurz vor Florenz. Die Rennstrecke von Mugello war an diesem Tag leider geschlossen, also weiter zu unserer ‘Stammpizzeria’ ganz in der Nähe. Aber auch hier: Geschlossen, schlimmer noch, gar nicht mehr vorhanden, wir waren halt zu selten da.
Wir fanden aber ein paar Kilometer weiter hervorragenden Ersatz in einem von außen total unscheinbaren Ristorante. Wenn viele Einheimische zum Essen da sind, ist dies immer ein gutes Zeichen und so wurden auch hungrige Bikermägen durch typische italienische Küche versorgt. Die Mannschaft von Sergio versteht ihr Handwerk wahrlich.
Nach dem Essen ging es auch gleich spektakulär weiter, der Passo Muraglione wartete auf uns. Es gab Kurvenkombinationen par excellence, toller Gripp ermöglichte es die Reifen auch mal ganz außen zu benutzen. Es folgten noch drei weitere Pässe, schließlich gab es die nächste Pause an der Rennstrecke in Imola. Auch hier war es ausnahmsweise mal ruhig, man gönnte den Anwohnern eine Ruhepause, dröhnten doch noch am Vortag die Motoren anlässlich der Superbike-WM. Etwas später, im Hotel angekommen mussten wir feststellen, dass 270 km im italienischen Apennin genau so müde machen können wie über 500 km auf der Anreise tags zuvor.
Am 2. Tag vor Ort ging es in die Gegend rund um den Monte Cimone, dem Wintersportzentrum der Region. Genauso kurvig wie am Vortag, allerdings mit noch mehr Aussicht. Italienisches Gelati in Fanano, ein Espresso hier und da, so macht Motorradfahren Spaß. An diesem Tag stand auch ein Besuch in Maranello auf dem Programm. Alle roten Renner mal aus der Nähe zu sehen, ja das hat schon was. Der nächste Stopp auf einer Balsamicofarm, eine ganz andere Welt. Für die meisten ist Balsamico eben eine Zutat für Salat, höchst interessant aber zu sehen welche Qualitätsunterschiede es geben kann. Je älter, desto süßer. Beeindruckt von dieser Geschmacksvielfalt ging unser 2. Fahrtag zu Ende.
Am 3. Tag stand ein Besuch in einem kleinen und edlen Museum auf dem Plan. Hier handelt es sich um eine private Sammlung italienischer Rennwagen, nur unter Voranmeldung überhaupt zu besichtigen. Der Rest des Tages stand zur freien Verfügung als Ruhepause, alternativ bot ich eine Halbtagestour an. Nur einer der Gäste wollte tatsächlich „tourenfrei“ und mit Konrad die herrliche Altstadt von Bologna sehen, der Rest hatte noch immer nicht genug von den Kurven und so ging es wieder auf Tour in die Hügel. 250 km kamen bei dieser ‘Halbtagestour’ wieder zusammen. Unser Lieblingsaussichtspunkt auf der SS65 war ebenso dabei wie ein schneller Espresso auf dem Raticosa. Dann noch ein paar ‘neue’ Kurven Richtung Imola, schließlich kamen grinsende Gesichter wieder im Hotel an.
Am letzten Tag hieß es Abschied nehmen von diesem herrlichen Motorradrevier. Extra früh um 07.30 Uhr ging es los, schließlich wollten wir eine andere Route für die Rückfahrt nehmen. Schon um 09.30 h konnten wir bei Schio die Autobahn verlassen und uns der venetischen Kurven annehmen. Am Kaiserjägersteig ist die Aussicht Belvedere immer wieder schön. Atemberaubend die Aussicht auf die beiden Seen Levico und Caldonazzo. Dann freies Fahren auf den Manghen. Die Küche in der Manghenhütte ist zwar nicht mehr so günstig wie früher, aber trotzdem immer noch hervorragend. Wieder hatten wir Glück im Fassatal, echt wenig Verkehr. Erneut freies Fahren auf das Pordoijoch und dann gleich nochmal am Falzarego. An diesem Tag hatten die Kurvenwetzer unter uns wahrlich Gelegenheit sich auszutoben. Über Cortina und Toblach war dann auch schnell wieder Österreich erreicht. Eine echte Wohltat sind die Spritpreise in unserem Nachbarland, erst recht im Vergleich zu Italien. Am Felbertauerntunnel dann der erste und auch einzige technische Zwischenfall bei der Tour. Eine Ducati (Diva halt) musste aufgrund akuten Wassermangels ‘verarztet’ werden. Schon ging es weiter Richtung Heimat. Einem Gewitter in Kiefersfelden konnten wir glücklicherweise durch einen Haken nach Sachrang ausweichen. Heute war der Anreisetag für die Toskanatour, die morgen hier ganz in der Nähe starten sollte. Nach einem kurzen Stopp am Partnerhotel für die Tour und einem herzlichen Hallo durch die Chefin Manuela waren wir ruckzuck wieder in Bad Aibling. Was mich besonders freut: Wir wurden nicht nass obwohl es rund um uns gewitterte. Glück muss man haben!
An dieser Stelle möchte ich unsere Mitfahrer ausdrücklich loben: Ihr seid klasse gefahren, ich wurde noch auf keiner Tour von hinten derart angeschoben. Hinzu kam dass alle Spaß daran hatten zügig zu fahren. Alle diese Gäste nehmen wir gerne wieder mit, nicht wahr Konrad?
Es war ein sehr schöne Tour mit tollen Leuten und super Tour Guides. Ich hab viel gelernt und viel gesehen! Die Strecken und das Wetter waren der Hammer! Und die Rückfahrt mit diesen Pässen und freiem Fahren waren unvergesslich! Und das meine Diva nicht zurück wollte und deshalb Tränen und kein Kühlwasser verloren hat ist deshalb nur verständlich! Denn mit italienischen lief sie noch immerhin 870km! Und ihren Entstehungsort könnten wir ja leider auch nicht Besuchen. Aber dafür haben wir ja einen guten Ersatz mit einer tollen Halbtagestour gehabt! Danke an Herby und Konrad für die tolle Tour! Und das Wasser! Bis zur nächsten Tour!