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Wenn aus einem „Kommentar“ ein ganzer Beitrag wird…

Heute erreichten mich folgende Zeilen von Kerstin, die bei den letzten beiden Winterfluchten mit dabei war. Zitat:

„Liebe Manuela, so, nun habe ich meinen Reisebericht fertig und angefügt. Ich glaube, als reiner Kommentar ist das etwas zu lange geworden. Vielleicht möchtest Du meine Zusammenfassung ja auch als Reiseblog „aus Sicht eines Gastes“ oder irgendwie in der Art einstellen. Was meinst Du? Ich hoffe sehr, dass es Dir gut geht und vor allem, dass bald wieder Touren für Dich möglich sind. Ich arbeite derzeit im Home-Office und Alex muss auch nicht fliegen. Uni ist auch dicht und so sitzen wir zu dritt daheim. Gott sei Dank haben wir einen Garten und können das schöne Wetter trotzdem genießen. Langweilig wird uns eigentlich noch nicht. Liebe Grüße Kerstin“

JA liebe Kerstin, ich will das veröffentlichen und sage von Herzen DANKE. Ich bin überwältigt von deinen Zeilen und gerade etwas sprachlos. Ich hoffe so sehr, dass es diese Rivaval Tour geben wird und werde mir gleich mal erste Ideen spinnen.

Hier nun der ganze Bericht von Kerstin.

Winterflucht Portugal und Almeria März 2020

Selten habe ich mich im Vorfeld so sehr auf einen Urlaub gefreut, wie auf die Winterflucht Portugal und Almeria. Denn während Deutschland noch bei Minusgraden bibbert, sollte es für meinen Mann Alex und mich zum Motorradfahren gehen – das ist doch einfach genial, oder?

Unsere Bikes wurden bereits am 23.02. von zuhause abgeholt und nach Malaga transportiert. Ich muss sagen, das war schon ein seltsames Gefühl! Die Garage war plötzlich leer und meine wunderbare R 1250 GS HP – Ihr merkt, ich bin schon ein bisschen verliebt in das Ding  – und Alex´ Triumph Tiger 1200 gingen alleine auf Reisen. Zum Glück wusste ich damals noch nicht, dass die Garage länger leer bleiben wird. 🙁

Dann plötzlich, ca. 10 Tage vor Abflug, bekam ich massive Rückenschmerzen. Ich musste in die Röhre, Diagnose: Bandscheibenvorfall LWK5/SWK1! Zum Glück war dieser lt. Arzt konservativ behandelbar, von einem Motorradurlaub riet er jedoch ab. Anscheinend stand der heißersehnte Urlaub – unabhängig von Corona – unter keinem allzu guten Stern. Nun stand ich also vor der Wahl: Urlaub absagen und depressiv werden, oder meine GS als konservative Behandlungsmethode betrachten. Ich entschied mich für die zweite Möglichkeit! Schließlich wusste ich doch, dass ich auf keinem Stuhl der Welt so aufrecht und somit rückenschonend sitze, wie auf meiner BMW. Zur Vermeidung von Kompressionen muss der Popo halt mal raus aus dem Sattel wenn´s hoppelt und mit ausreichend Schmerzmitteln wird´s schon gehen! Ich sollte Recht behalten, der Rücken hielt durch!

Am 6. März flogen wir also voller Zuversicht und Vorfreude  nach Malaga und das war gut so! Denn trotz der widrigen Umstände, von denen wir zum Glück noch nichts wussten, wäre ich jetzt um viele schöne Momente ärmer!

Wir kannten ALMOTO und Manuela als Tourguide bereits von der  Toskana-Umbrien-Marken-Tour im August 2016 (an dieser Stelle auch viele liebe Grüße an Herbert, falls Du das liest). Deshalb wussten wir bereits für was ALMOTO steht und auf was wir uns freuen durften: Fahrintensive Touren, landschaftlich fantastische Streckenabschnitte, ein Stiefelbier, liebevoll gewählte Hotels mit hervorragender landestypischer Küche oder entsprechenden kulinarischen Geheimtipps außerhalb der Unterkunft (bei der Winterflucht war das z. B. die Cataplana Special – das war der Wahnsinn) und gesellige Abende – und ich muss sagen, wir wurden in keinerlei Hinsicht enttäuscht! Für diese tolle Planung, Organisation und Durchführung der Reise kann ich nur nochmals DANKE sagen.

Die hervorragende Reiseplanung – und auch die Coronakrise – ist aber bei Weitem nicht alles, was diese Reise für mich ausgemacht hat! Dazu folgendes: Es war nicht unsere erste geführte Motorradreise und noch nie habe ich mich schon am ersten gemeinsamen Abend so wohl gefühlt und das verdanke ich allen Teilnehmern. Es war einfach eine ganz tolle und homogene Truppe. Es wurde sehr, sehr viel gelacht und alles war total unkompliziert. Manuela bestellte für uns alle Tapas (und sie weiß wirklich was gut ist), die Rechnungen wurden einfach geteilt, kein aufwendiges  hin und her rechnen – halt einfach wie unter Freunden! Ihr seid mir ans Herz gewachsen und deshalb möchte ich jedem Einzelnen noch etwas sagen:

@ Manuela
Für mich hat sich der Urlaub oft angefühlt, als wäre ich mit einer Freundin unterwegs. Wir hatten so viel Spaß und haben Tränen zusammen gelacht (Heinrich sei gedankt). Oft wurde es echt spät, aber der portugiesische Weißwein war einfach viel zu gut, um ins Bett zu gehen und es gab halt so viel zu quatschen. Ich weiß, dass ich da auch für Alex spreche. Ich möchte Dir an dieser Stelle nur ein paar meiner besonderen Eindrücke/Erlebnisse schildern. Vielleich erinnerst auch Du Dich gerne zurück:

Ich fand es sehr authentisch und liebenswert, als Du Dich als Tourguide und Chefin von ALMOTO bei Deiner Gruppe mehrmals für einen „schönen Urlaubstag“ bedankt hast. Darin sieht man, dass Dein Job für Dich nicht nur ein Job ist. So ein Lob freut auch die Gäste und verbindet.

Welche Frau glaubt schon einem Mann :-)? Deshalb habe ich mich sehr gefreut, als Du beim freien Fahren hinter mir gefahren bist, mich gefilmt hast und beim Absteigen gesagt hast, dass ich mir keine Sorgen machen sollte, bei ALMOTO bei einer SG 3 Plus Tour mithalten zu können. Einer Frau konnte ich das glauben. Dieses Lob konnte ich annehmen! Du hast mich mit meinen Bedenken nicht gut genug zu sein ernst genommen und mir trotz der Anerkennung wertvolle und verständliche Tipps gegeben die ich kapiert habe und sofort, ich glaube sogar erfolgreich, umsetzen konnte. Dankeschön!

Inzwischen fahre ich seit ca.11 Jahren und rund 160.000 km Motorrad – immer mit Alex an meiner Seite! Kaum einen Kilometer habe ich alleine zurückgelegt und wir sind ein super Team! Ich organisiere unsere Reisen und plane die Strecken, er fährt voraus, navigiert und ich halte (fast immer) sein Tempo. Er rangiert mein Motorrad wenn ich es mal wieder unüberlegt abgestellt habe und das eine oder andere Mal musste er es auch schon aufheben – Danke mein Schatz J!!! Er ist also immer da und das ist gut so. Allerdings ist meine Blickführung bei der „Parkplatzwahl“ genau aus diesem Grund ausbaufähig. Nachdem ich nun das Vergnügen hatte einen Großteil der Tour hinter Dir zu fahren, konnte ich mir abschauen, wie Frau das alleine macht!

Ich war bei Sonnenaufgang mit meinem Motorrad an einem Leuchtturm am Atlantik. Dazu musste ich eine Absperrung passieren. Das ist verboten! Typisch Deutsch hätte ich alleine viel zu viel Schiss gehabt. Außerdem die Frage „ kann man da am Leuchtturm so einfach wenden?“ – Bedenken über Bedenken! Ohne weitere Worte bin ich mir sicher dass Du weißt, was ich da empfunden habe. Vielen, vielen Dank!

Übrigens … ich fand auch die Nachtfahrt cool!!!

Ich bin bei wirklich stürmischen Wetterverhältnissen und trotzdem strahlenden Sonnenschein an der Atlantikküste gefahren. Als ich anhalten wollte brauchte ich Hilfe beim Ausklappen des Seitenständers. Ich hatte Angst, dass es mich umbläst, sobald ich das linke Bein vom Boden nehme. Ich war aber beruhigt, dass nicht nur ich zu kämpfen hatte :-). Trotzdem wieder was gelernt: Fahren im Sturm. Danke für die fantastischen Fotos von diesem Moment. In meiner Erinnerung bleiben die Bilder sowieso.

Auf dem Rückweg vom Flughafen Faro zum Hotel, haben wir klitschnass an einer Bar angehalten Wir wollten uns etwas aufwärmen, einen Café trinken und beratschlagen. In diesem Moment war ich wirklich etwas down. Obwohl Du neben der Organisation der gegenwärtigen Reise zusätzlich mit Gästeanfragen, Hotelstornierungen, Reisestornierungen etc. von zukünftigen Touren beschäftigt warst – sprich mit der wirtschaftlichen Krisenbewältigung für Dein Unternehmen – hast Du meine Gefühlsregung sofort erkannt und mich gefragt, ob alles ok ist und ob es mir gut geht. Das nenne ich Empathie!

… und vieles, vieles mehr!

@ Frank
Da wir zeitgleich in Malaga landeten, haben wir uns bereits am Flughafen getroffen, um ein gemeinsames Taxi ins Hotel zu nehmen. Sofort war für mich klar, dass wir es mit einem äußerst höflichen und zuvorkommenden Zeitgenossen zu tun haben. Einzig Dein WhatsApp-Profilbild passte nicht so ganz in mein Bild – ein so ruhiger und besonnener Mann und eine rote Rennmaschine auf dem Ring? Sehr schnell wurde ich des besseren belehrt und wusste, dass dieses Bild sehr wohl passt! 🙂 Am Abend saßen wir oft noch lange zusammen und wir konnten Dich zu einem Gläschen (Weiß)-wein verleiten. Besonders gerne erinnere ich mich an unser klares Einvernehmen bzgl. der leckeren Vorspeise – schön war´s, auch wenn wir ziemlich vollgegessen waren!

@ Heinrich und Rolf
Was soll ich sagen? Euch beide kann ich kaum getrennt erwähnen, denn Ihr seid ein unschlagbares Team und eine solche Nachbarschaft kann sich jeder nur wünschen. Ich vergesse nie den Moment als Frank, Alex und ich aus dem Taxi gestiegen sind und Ihr beide auf uns zugekommen seid. Da war sofort alles klar, lebensfroh, offen und einfach liebenswert – geschwätzige Schwaben halt – und ich darf das sagen, schließlich bin ich auch eine Schwäbin, wenn auch eine Bayerische. 🙂

Heinrich, als Du beim freien Fahren einmal vor mir gefahren bist und Dich mit dem Einsatz Deines ganzen Körpers so in die Kurven geschmissen hast, dass die Halterung des nicht vorhandenen Seitenständers der tiefergelegten 700er GS eine tiefe Furche im Asphalt hinterlassen hat dachte ich „jetzt hebt er ab!“ Das war ein Bild für Götter und ich habe selten so gelacht. Doch, einmal musste ich noch viel mehr lachen! Ich sage nur Stoffbeutel als Innentaschenersatz.

Rolf, Du hast es von Anfang an gesagt: „Die steht so aufrecht, die fällt mir irgendwann um!“ Leider hattest Du Recht – so ein Mist! Als Du mir Deine Beschwerden geschildert hast, vermutete ich schon eine Rippenprellung. Ich kann kaum glauben, dass es letztendlich eine Fraktur war, denn aus eigener Erfahrung weiß ich, wie sich diese anfühlt. Es ist mir ein Rätsel, wie Du in diesem Zustand noch den ganzen Tag Moped gefahren bist. Ein Indianer kennt halt keinen Schmerz und ich musste Dich zur Einnahme von ein paar Schmerzmitteln – wie bereits eingangs geschildert hatte ich ja ausreichend dabei – erst mal überzeugen. Desto mehr freut es mich, dass Du inzwischen schon wieder recht fit bist.

@ Bernd
Als wir mit dem Taxi angekommen sind, habe ich Dich schon aus der Hotellobby kommen sehen. Sofort war mir eigentlich klar, das ist auch ein Biker. Als erstes ist mir Dein verschmitztes Lächeln aufgefallen und dieses blieb während der ganzen Tour präsent. Eine andere Seite durfte ich kennenlernen, als ich Dich auf die zwei neugeborenen Babys auf Deinem WhatsApp-Profilbild angesprochen habe – Ihr merkt, ich schaue mir gerne Profilbilder an. Es hat mich gerührt, mit welchem Stolz du über Deine Enkelkinder und das „Wunder“ erzählt hast. Die beiden Kleinen werden sicherlich noch viel Spaß mit Ihrem coolen Opa haben.

@ Heidi und Tom
Euer Flieger kam erst später an und Ihr seid erst zu uns gestoßen, als wir bereits zusammen saßen und das erste Bierchen getrunken haben. Heidi hat sofort ein Glas Weißwein bestellt und ich habe innerlich jubiliert. Endlich mal nicht nur biertrinkende Biker, sondern eine Mitstreiterin an der Weißweinfront (es sollte sich schnell herausstellen, dass da noch eine anwesend ist J). Währenddessen hat Tom gleich, getreu dem (Vor) -urteil „der Berliner besitzt eine große Schnauze und ein noch größeres Herz“, gegen die württembergischen und bayerischen Schwaben sowie die Ossis geschossen. Dabei forderte er aber immer zum Zurückschießen auf! Der Berliner nimmt die Dinge halt locker und diese Tatsache war leider viel zu schnell vonnöten.

Liebe Heidi, leider hattest Du nur ein kurzes Motorradvergnügen und schon nach ca. 40 km musstest Du die Dinge, wie eben erwähnt, locker nehmen. Ich glaube nicht, dass ich das geschafft hätte:  Hinfallen • Aufstehen • Krone richten • Weitergehen (-fahren) – und wie Du gefahren bist! Zwar mit dem Auto, aber dennoch beeindruckend!  Dabei habe ich Dich nie jammern gehört – Chapeau!

Tom, für Dich war das sicherlich auch nicht immer einfach! Einerseits die Sorge um die eigene Frau und auf der anderen Seite die Gruppe. Diesen Balanceakt hast Du mit dem, den Berlinern zugesprochenen, trockenen Humor und pessimistischen Optimismus, getreu dem Motto „alles ist ganz schrecklich, aber das wird schon“ bemerkenswert gemeistert. 

Nachdem unsere wunderschöne Portugaltour viel zu schnell zu Ende war und sich ein Großteil der Gruppe verabschiedet hat wollte ich noch nicht wahrhaben, dass Corona Spanien mittlerweile fest im Griff hatte. Es fühlte sich total surreal an! In Portugal war doch noch alles in Ordnung und wir hatten eine fantastische Zeit. In kindlicher Naivität bildete ich mir ein, dass mit den neuen Gästen alles entsprechend weitergeht. Ich war zuversichtlich und zu allem bereit. So wartete ich gespannt auf die „Neuankömmlinge“ und selbstverständlich möchte ich auch Euch noch gerne etwas sagen:

@ Andreas
Bevor Du angekommen bist haben wir schon viel von Dir gehört. Manuela hat uns natürlich von der gecancelten Fähre usw. erzählt. Obwohl diese Aussage natürlich der Chefin von ALMOTO obliegt, wage ich zu behaupten, dass Du, nicht zuletzt durch Deine relaxte und hilfsbereite Art, die Feuertaufe als neuer Tourguide meisterlich bestanden hast. Ich wünsche Dir für diese spannende Aufgabe viel Glück und Spaß! In erster Linie hoffe ich aber, dass auch Du bald nach Hause reisen und Deine Liebsten in die Arme schließen kannst.

@ Robert
Als Du zu uns gestoßen bist war die Stimmung leider schon eher gedrückt und alles hat sich nur noch um Corona gedreht. Ich glaube Dir war bereits bewusst, dass dieser Urlaub nicht wie erwartet werden wird. Nach kurzer Enttäuschung hast Du Dich aber sofort mit Manuelas Plan B – der Flucht nach Portugal – angefreundet und durch unseren  Enthusiasmus motivieren lassen. Das war echt super!

@ Bernd
Als wir die Flucht nach Portugal entschieden haben, warst Du noch gar nicht in Malaga angekommen. Du wurdest also sozusagen vor vollendete Tatsachen gestellt, aber es blieb uns ja wirklich nichts anderes übrig. Umso bemerkenswerter finde ich es, wie entspannt Du alles mitgemacht hast – immer mit einem Lächeln auf den Lippen.

Nachdem unser Flug von Malaga nach München gecancelt wurde, haben Alex und ich entschieden, die Reise drei Tage früher abzubrechen und den nächstmöglichen Flug nach Hause zu buchen, was gar nicht so einfach war. Rückblickend habe ich aber fast ein schlechtes Gewissen, dass wir vorzeitig „geflüchtet“ sind. Es fühlt sich irgendwie so an, als hätten wir die Gruppe und vor allem Manuela im Stich gelassen und das macht mich traurig. Ich würde aber auch lügen, wenn ich behaupten würde, nicht froh gewesen zu sein, als wir gut und gesund zuhause angekommen waren. Dort waren Familie und Freunde alle sehr überrascht, als wir (aufgrund Corona natürlich nur noch telefonisch) von einem gelungenen Urlaub berichtet haben und ich kann nur folgendes Resümee ziehen: In jeder Krise steckt eine Chance und diese kann der Beginn von etwas Neuem sein. Ich habe in diesem Urlaub viel Neues für mich entdeckt und hoffe, dass ich dies in meinem Herzen bewahre.

Einziger Wehmutstropfen: Die Garage ist noch immer leer und die Motorräder stehen bei geschlossenen Grenzen und eingeschränktem Güterverkehr noch immer in Portugal. Aber derzeit muss man wirklich sagen: „Wenn´s nichts schlimmeres ist …“!

Ich würde mich wirklich sehr freuen, wenn wir uns zu einer gemeinsamen Tour mal wieder sehen würden, vielleicht zu einem Winterflucht Almeria Revival oder irgendwo zu einer kleineren Tour in Deutschland. Vielleicht hat Manuela ja eine Idee!

Liebe Grüße an Euch alle und bleibt gesund.

Eure Kerstin

 

 

 

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