Hier ein erfrischender Reisebericht von unserem Tourguide Herbert.
Der Ausgangspunkt für unsere diesjährige Reise durch das Friaul war wieder einmal unser bewährtes Hotel in der Gegend von Rosenheim. Hier trafen sich die Teilnehmer unserer Tour.
Für die Reise ins Zielgebiet versprach der Wettergott durchwachsenes Wetter. Wenigstens war es bei Abreise trocken so, dass die ersten Kilometer rasch vergingen. Auch durch Kitzbühel ging es relativ problemlos, ist halt besser wenn man hier Sonntags durchfährt. Unter der Woche hat es hier Dauerstau. Am Pass Thurn gab es eine Stärkung, Kaiserschmarrn, Apfelstrudel und andere österreichische Schmankerl versorgten hungrige Bikermägen. Für die Hinfahrt wählten wir den Felbertauerntunnel, am Großglockner wäre mit Sicherheit keine Sicht bei diesem Wetter gewesen. Nach dem Felbertauerntunnel wurde es für uns nass, Petrus öffnete seine Schleussen so dass auch die Regenkombis mal ans Licht kamen, aber ab Oberdrauburg war es wieder trocken. Kurz drauf der Plöckenpass mit der Grenze ins Friaul. Eine typisch italienische Passstraße mit den hier so beliebten Kehrtunnels. Kaum wieder im Tal nahte auch schon unser Ziel in Treppo Carnico.
An dieser Stelle muss ich unseren Thomas Schröder lobend erwähnen. Am Abend vorher erfuhr ich erst von seiner wenigen Fahrpraxis und seiner bevorstehenden ersten Tour in die Alpen, dazu noch mit einem ‘Leihmotorrad’. Unter diesen Rahmenbedingungen hast du alles toll gemeistert. Klar geht es Anfangs in den Kehren etwas langsamer, aber wenn sich einer sein Stiefelbier verdient hat, dann ganz klar du!
Nachdem wir aber so gut in der Zeit waren gab es noch eine kleine Runde vor Ort. Unser Thomas labte sich am Stiefelbier, so fuhr der Rest hinauf auf den Zoncolan. Kurz nach der Abfahrt verabschiedete sich ein weiterer Teilnehmer von diesem Abstecher. Kurz nicht aufgepasst, überbremst und schon war’s passiert. Bei einem solchen Missgeschick gibt es bei mir keine Namen, es war ja nix groß passiert, ein paar Kratzer, ein Spiegel und ein Blinkerglas und sonstiger Kleinkram. Aber: Wenn man ein neues Motorrad möchte kann man es auch in Zahlung geben, man muss es nicht ablegen *grins*.
Der Zoncolan: Ein toller Berg, die Straße wird immer enger, zuletzt geht es durch ein Skigebiet auf wahrlich anspruchsvoller Strecke. Um so beeindruckender ist die Tatsache dass sich über diese steilen Rampen die Teilnehmer des Giro d’ Italia quälen mussten. Die hatten damals sicher keine Zeit die beeindruckende Aussicht zu genießen, wir dafür umso mehr. Bei der Abfahrt nach Westen, nicht enden wollende Kehren und 20% Gefälle streikte letztendlich die Hinterradbremse unserer Harley. Tja mein lieber Thomas, ich hab wirklich nix gegen Harley, aber in dieser Gegend sind 8 Zentner amerikanisches Schwermetall nur suboptimal.
Kommen wir zum Highlight des ersten Fahrtages: Mama kocht, und wie! Unbeschreiblich mit wieviel Herzblut die Seele des Hauses die Kochlöffel schwingt. Es kam auch der Vorschlag auf die Reise umzubennen in: ‘Kulinarische Reise ins Friaul, Motorradfahren ist auch dabei’. Kurzum: Diese Reise in enger, knackig sitzender Motorradbekleidung anzutreten ist eine ganz dumme Idee.
Aufgrund der Vorkommnisse des 1. Tages wurde der 2. Tag zu einer Versorgungstour. Es stand auf der Einkaufsliste: Ein neues Visier von Shoei, ein Blinker, ein Spiegelglas von Kawasaki und Pralinen für Mama, denn derartige Kochkünste verdienen eine Aufmerksamkeit. Um es vorweg zu nehmen: Wir wurden leider nur beim ersten und beim letzten Punkt unserer Einkaufsliste fündig. Natürlich duschte uns Petrus wieder kräftig und es wurde schließlich 13 Uhr bis wir endlich zum fahren kamen. Dann kam zum Einstimmen der Wurzenpass, im Anschluss Selle Nevea und das Highlight des Tages der Lanzenpass, im italienischen ‘Sella di Lanza’. Fahrerisch wirklich anspruchsvoll, auch wenn da schon mal der Giro drüberfuhr, ich selbst wollte da mit einer Harley zum Beispiel nicht fahren. Ich kenne den Pass als der frisch hergerichtet (für den Giro) in Topzustand war, jetzt, einige Jahre später beginnt die Straße bereits wieder abzurutschen. Ein Lob an dieser Stelle an meine Mitfahrer, Ihr seid tapfer gefahren, es gibt im ganzen Almoto Programm kaum etwas anspruchsvolleres. Als Abschluss kam dann noch der megageile Stutz zwischen Paularo und Treppo Carnico und so gab es “zuhause” angekommen reichlich Abnehmer für Stiefelbiere.
Unser 2. Fahrtag vor Ort führte uns in den Westen des Reviers. Über Sappada, einem bekannten Wintersportort der Region erreichten wir die Nord/Süd Verbindung von Südtirol nach Venedig der wir jedoch nur bis Longarone folgten. Dieser schicksalsträchtige Ort wurde vor gut 50 Jahren durch eine Flutwelle nahezu ausgelöscht. Beklemmend wenn man an der mittlerweile stillgelegten Staumauer des Vajontstausees steht. 2000 Menschen fanden den Tod als 1963 ein Bergrutsch eine über 100 m hohe Flutwelle auslößte. Nach kurzem Innehalten ging es weiter zum Lago di Barcis, ein See dessen türkisfarbenes Wasser an die Karibic erinnert. Baden wäre sicher nicht möglich gewesen, hat dieser See doch Gebirgswasser gespeisst höchstens 15 Grad. Über eine nur 1,5 m breite Brücke erreichten wir schließlich das Südufer, von da ging es zu einer wahren Kurvenorgie hinauf nach Piancavallo, einem der südlichsten Wintersportorte der italienischen Alpen. Der Ort selbst ist im Sommer uninteressant, dafür aber nicht die Aussicht kurz danach wenn man am Südrand der Alpen steht. Gigantisch die Aussicht die bei klarer Sicht sogar bis zur Adria reichen kann.
Für unseren 3. Fahrtag vor Ort war gutes Wetter vorhergesagt. Wenig Wolken, gute Aus- und Fernsicht, also nichts wie los zum Mangart. Erst kam wieder die Selle Nevea, ein herrliches Tal, so gut wie kein Verkehr führt hinauf in ein lokales Skigebiet. Kurz nach der Passhöhe hat man erstmals Blick auf die Mangartstraße. Bei dieser Straße handelt es sich um den höchsten anfahrbaren Punkt Sloweniens. Eng, winklig, aber durchweg gut geteert schraubt sich die Straße immer höher auf die Lahnscharte, Etwas über 2000 m steht man hier, wir mussten sogar noch letzte Schneereste umkurven. Die Aussicht ist einfach atemberaubend. Direkt an der Kante geht es 600 m in die Tiefe, der Blick schweift über Italien nach Österreich. Ich könnte hier oben stundenlang verweilen, man kann sich gar nicht satt sehen. Natürlich gibt es hier auch eine Hütte, die allerdings nur knifflig zu erreichen ist. Eine steile schmale Betonrampe führt hierher. Nach dem Besuch des Hochgebirges geht es wieder hinab bis kurz vor Bovec, links ab durch ein herrliches Tal entlang der Soca. Ein Naturschutzgebiet, ja so schön kann Slowenien sein. Am Ende des Tales erwartet uns der Virsicpaß dessen Straßenführung gegensätzlicher nicht sein könnte. Während die Südrampe gut asphaltiert mit knackigen Kurven auch eine etwas flottere Gangart zulässt, so ist auf der Nordrampe bei der Abfahrt Vorsicht angesagt. Die gepflasterten Kehren können besonders bei feuchter Witterung glitschig sein. Nach unzähligen Kehren erreicht man schließlich Kranjska Gora, der wohl bekannteste Wintersportort des Landes. Wie so oft, ist auch dieser Wort im Sommer langweilig. Wir fahren weiter und erreichen über Tarvis schließlich Pontebba, hier geht es über eine kurzweilige Passhöhe ins wunderschöne Aupatal. Nach dem mittlerweile obligatorischen Halt an der Eisdiele in Tolmezzo erreichten wir schließlich über Paularo wieder unser Hotel wo uns ‘Mama’ wieder mit ihrer außergewöhnlichen Kochkunst verwöhnte.
Nachdem es auch am letzten Fahrtag vor Ort nicht regnete konnten wir es wagen das Highlight der Region unter die Räder zu nehmen, die Panoramica del Vette. Natürlich war der Pass gesperrt, aber dieses Schild ist hier als Haftungsausschluß zu sehen. Steil ist es hier, eng auch schließlich geht die Straße in Schotter über. Ja, gut 6 km sind (glücklicherweise) noch nicht geteert sonst wäre es hier bestimmt voller. Unglaublich, auch hier ging im Jahr 2011 der Giro drüber. Damals wurde diese Passage mittels feinem Split Rennradreifentauglich gemacht und so mussten die armen Radler auch hier rüber. Uns macht es ja nichts aus, sogar amerikanisches Schwermetall kam hier zurecht. Ja, die Panoramica lohnt sich wirklich, leider lässt Petrus das Befahren dieser Traumstraße nur selten zu, allzu oft verhindert Nebel das Fahren.
Die darauf folgende Fahrt nach Sauris war dagegen geradezu entspannend. Sauris heißt für mich Schinken. Sagenhaft der Geschmack des geräucherten Schinkens der hier erhältlich ist. Frisch gestärkt nach einer Einkehr ging es über einen weiteren Pass, eine Rennstrecke der Einheimischen wieder nach Tolmezzo. Die Rückkehr zum Hotel gelang uns punktgenau vor dem Einsetzen eines Gewitters.
Am letzten Tag hieß es Abschied nehmen von dieser herrlichen Gegend die uns so in Ihren Bann zog. Abschied nehmen von Mamas Kochkünsten. Ich kann mich an keine bessere Küche im Almoto Programm erinnern. Irgendwie fühlt sich die Motorradbekleidung auf der Heimreise enger an, das sind halt die sog. Nebenwirkungen einer Reise ins Friaul. Auf dem Heimweg konnten wir den Großglockner fahren. Ich mag diese Strecke, auch wenn uns hier der Verkehr nervte. Nach Tagen im Friaul ist man so was einfach nicht mehr gewohnt. Der Großglockner ist eine tolle, wenn auch teure Straße, aber keine Kurve hat man für sich allein. Beim Stopp auf der Franz-Josefshöhe konnten wir uns vom Rückgang der Alpengletscher überzeugen, auf der Edelweißspitze ist es die tolle Aussicht nachdem man die vielen Kopfsteinpflasterkehren gemeistert hat. Es gibt in Österreich nur wenige höhere Punkte welche man motorisiert erreichen kann. Nach einem Einkehrstop auf einer Alm mit Blick auf den Zeller See gelang es uns wenigstens etwas leerere Straßen zurück nach Deutschland zu finden.
Fazit der Reise 2016: Es war toll mit euch. Wir hatten viel Spaß zusammen, die Gruppe hat prima harmoniert. Zwei meiner Mitfahrer muss ich hervorheben:
Thomas Nr. 1 fuhr zum ersten Mal in die Alpen. Er steigerte sich täglich, am letzten Tag war er von den ‘alten Hasen’ kaum noch zu unterscheiden.
Thomas Nr. 2 bewies eindrucksvoll dass man auch mit einer Harley die anspruchsvollen Strecken des Friaul bewältigen kann. Sicher hätte er sich leichter tun können, aber – es geht!
Wenn Ihr nun Eure Drohung wahr machen wollt und im kommenden Jahr wieder mit mir ins Friaul fahren zu wollen – ich freu mich auf Euch. Ein schöneres Kompliment gibt es nicht! Ich verspreche Euch, es werden wieder tolle Tage im Kurvenparadies.
Euer Herbert
Hallo Herbert,
ich muss Dir danken für deine Geduld mit mir. Ich bin in das kalte Wasser gesprungen und Du hast mich dort raus geholt. Die wertvollen Tipps während der Tour von Dir haben mir viel geholfen und die Reise wurde für mich ein tolles Erlebnis wie ich es mir nicht erträumt habe! Selbstverständlich geht auch mein Dank an alle Mitfahrer, die mich bei jeder Tour unterstützt haben. Diese Tour bleibt für mich ein unvergessliches Erlebnis. Ich hoffe dass ich noch einmal eine so tolle erlebnisreiche Tour mit Euch machen kann!
Die Rückfahrt, ca. 600km, nach Hause hat uns dann auch noch einmal mit Regen und Kälte erwischt. Gut angekommen sind wir dann nach 10 Std. fahrt bei schönstem Sonnenschein.
Noch einmal, vielen Dank an alle !!
Gruß Thomas Nr. 1
Hallo Thomas,
das freut mich zu hören und ich wünsche dir noch eine schöne Motorradsaison.
Da hat doch jemand behauptet, man sieht euch nur, wenn ihr Pause macht. Dank unserer Kerstin können wir nun beweisen, dass Kurven- und Pässefahren an der Tagesordnung waren. Unser Tourenguide Herbert hat alle Register gezogen: je enger die Kurven, je schmaler die Pass-Strassen (na ja, wenn man Strassen dazu sagen kann) umso schöner das Erlebte. Kerstin als Sozius hat völlig freihändig (na ja, bei so einem perfekten Fahrer wie Tobias) pausenlos Fotos und Videos während der Touren geschossen.Danke nochmals für diese schönen Erinnerungen.
Mein Hausarzt hat mich gewarnt: Vorsicht mir deinem Körpergewicht, im Friaul gibt es kräftige Hausmannskost.Die Bergbauern brauchen das für ihre schwere Arbeit.
Er kennt M A M M A nicht !!!!!
Also unter 4 Gängen ging gar nichts und jeden Tag eine neue Kreation aus der Küche.. Genial..Zuhause habe ich mich gewundert, nur 2 Kilo dazu.. verstehe ich nicht, da doch alles so lecker war, auch das Eis in Tolmezzo.Also im Nachhinein
es war toll, die Truppe passte zusammen, wir hatten viel Spaß und durften eine atemberaubende Landschaft kennenlernen. Herbert, vielen herzlichen Dank, du warst echt Spitze.