Eine Reise ins Kurvenparadies – die Bergamasker Alpen

Bergamasker AlpenTourguide Herbert berichtet…

Wenn man ein Revier sucht um die eigene Kurventechnik zu verbessern, hier ist es: Die Bergamasker Alpen. Dort gibt es eigentlich nur Kurven. Es gab schon Tourteilnehmer die sich nach der Tour auf gerade Straßen freuten. Doch dazu später mehr.

Zur unserer diesjährigen Reise in Kurvenparadies trafen sich die Teilnehmer in Garmisch-Partenkirchen, genauer gesagt in Partenkirchen. Ein nobles Grand-Hotel hatte unsere Manuela diesmal ausgesucht, internationales Flair, es gab sogar einen Naturbadeteich. Am nächsten Morgen starteten alle Tourteilnehmer aus dem Hof zur Reise nach Italien. Alle? Nein, nicht alle, Andreas hatte vor dem Haus geparkt und so wurde er glatt übersehen. Schließlich fiel es uns kurz nach dem Fernpass auf (danke Frank!), aber schon bald darauf waren alle beisammen und es konnte weiter gehen.

Die Kurven am Fernpass kann man ja nicht genießen, es gibt einfach zu viele Autos hier, aber spätestens die Straße aus dem Pitztal zur Pillerhöhe sorgte für erste Fahrfreude. Am Gaacher Blick, hier halte ich immer um den tollen Blick auf den Inn zu genießen, da gibt es inzwischen eine Aussichtsplattform die mal locker 10 m über den Abgrund hinaus reicht. Schwindelfrei sollte man auf jeden Fall sein. Ein kurzer Abstecher in die Schweiz, dann die herrlichen Serpentinen hoch zur Norbertshöhe und schon lag er vor uns, der Reschensee. Dieser Stausee war damals bei der Errichtung äußerst umstritten, schließlich mußte ein ganzes Dorf umgesiedelt werden. Die letzten Anwohner gaben erst auf nachdem das aufgestaute Wasser bereits ins Wohnzimmer lief. Ein stummer Zeuge des alten Ortes ist der übrig gebliebene Kirchturm des Altortes. Wir jedoch wählten für die Reise die kaum bekannte Westroute.

Kurz darauf stand das Highlight des ersten Tages an, das Stilfser Joch. Dieser höchste Alpenpass Italiens geht in nicht enden wollenden 48 Kehren vom Norden auf die Passhöhe, am Ende steht man hier 2758 m hoch. Die meisten der Kehren auf der Nordseite stammen noch aus der Gründerzeit des Passes, erbaut von 1820 – 1826. Ich muß immer wieder den Radlern Respekt zollen die sich hier herauf quälen. Aber auch für manche Motorradfahrer ist das Joch eine Herausforderung.

Im dichten Verkehr hinab nach Bormio und dann einige Kilometer mal geradeaus. Doch schon bald gab es neue Kurven, der Passo Mortirolo wartete auf uns. Oben angekommen streikte Andreas‘ Honda, ihr wurde einfach zu heiß. Die Lichtmaschine war’s, wie sich später heraus stellte. Die letzten Kilometer bis Lovere vergingen dann schnell.

Am nächsten Fahrtag ging es wunderschön entlang des Iseosees. Hier verabschiedete sich unser Andreas von uns um eine Hondwerkstatt in Bergamo aufzusuchen. Sein Motorrad brauchte dringend Hilfe, schließlich sollte seine Reise nach den unserer Tour noch nach Spanien weitergehen. Wir hingegen durften wieder die Berge erklimmen, herrliche Kurven und wenig Verkehr und hinab ins Tal von Collio. Die meisten italienischen Waffenschmieden sind hier ansässig.

Hinter Collio wurde es dann wieder richtig kurvig und immer steiler, es ging auf den Maniva. Kaffeepause. Kann es sein daß der Cappuccino in der Höhe besser schmeckt? Die hungrigen Bikermägen wurden schließlich wieder unten im Tal im ‚kleinen Hotel‘ gestillt. Dieser Wirt freut sich immer wenn ALMOTO vorbei kommt zum Spaghetti essen. Er kümmert sich rührig um seine Gäste, natürlich ließ er uns nicht gehen bevor wir auch noch seine ‚Vitaminspritze‘ kosteten, einen hausgemachten Eierlikör. Frisch gestärkt ging es nun zum Passo Croce Domini, zu deutsch: Zum Kreuz des Herrn. Unser Uwe meinte, das sei ab sofort sein Lieblingspass. Klar, hier gibt es kleine Straßen, herrliche Landschaften und keinen Verkehr. Bikerherz, was willst zu mehr? Es folgte die Bergrennstrecke nach Borno, eine einmal im Jahr betriebene Bergrennstrecke und der Croce di Salven, herrlich einsam.

Auf der dann folgenden Strecke zum Passe Presolana ist für mich immer wieder ein Spaß, dass trotz Ankündigung fast keiner den Starfighter (F104) sieht den sich hier jemand in den Garten gestellt hat obwohl wir mit dem Helm kaum 3 Meter am Flügelende vorbei fahren. Am Ende gaben wir uns noch das Kurvenfeuerwerk hoch nach San Fermo. Gottseidank ist das kein Durchgangspass und somit vollkommen unbekannt, sonst wäre hier Kolonnenverkehr. Ich kenne keine zweite Straße die auf so kurzer Distanz mehr Kurven aufbietet, eine schöner als die andere. Auf der Iseosee Westuferstraße ließen wir den Tag schließlich ausklingen, das Stiefelbier schmeckte dementsprechend.

Nächsten Morgen früh verließ uns Andreas in Richtung München. Er hatte übers Internet eine Lichtmaschine in München aufgetrieben und es tatsächlich fertig gebracht kurz vor Torschluß dort anzukommen. Bravo Andreas! Wir hingegen fuhren in den Norden, schon nachkurzer Zeit wurde der Passo di Zambla erklommen. Gewohntes Bild wie überall in der Gegend, Kurven, Kurven und nochmals Kurven und nix los. Dann zum Highlight des heutigen Tages, zum Passo San Marco. Leider meldete sich hier auch Petrus mal zu Wort, er wartete jedoch gnädigerweise bis wir im Rifugio waren. Klassisches italienisches Vesper. Normalerweise hat man hier oben eine richtig tolle Aussicht, wir aber überquerten den Gipfel im Nebel (Anni, war doch gar nicht so schlimm, oder?) Je tiefer wir dann ins Valtellina kamen um so besser wurde es.

Leider erwischte uns Petrus in einem Seitental vom Comer See dann doch noch dass wir eine Zwangspause in einer Bar mit Mops (Insider, igitt …) einlegen mußten. Es folgten noch drei weitere kleine Passstraßen. Der Kurvenspaß beim letzten wurde aber leider durch den Berufsverkehr getrübt, klar, Freitag Nachmittag, die Großstadt Bergamo in der Nähe. Stau, Hitze, Durst. Was sehnte ich mich nach dem Stiefelbier. ‚Wir auch‘ hallte es durch unsere Gruppe. ‚Und ich mich auf einen Tomatensaft!‘ Anni, was ist das denn? Kriegt man das als Begleiterscheinung bei Kurveritis? So was geht ja gar nicht, das müssen wir nochmal üben…

Am letzten Tag, unser Rückreisetag stellte sich die Frage: Welche Route nehmen? Wo kriegen wir am wenigsten Regen ab? Unsere Wetterfee (danke Anne für den Service) konnte uns keine Hoffnung auf trockene Straßen machen. Was solls, ist ja nur Wasser, also kam der Gavia heute doch dran. Zumindest die Südostseite konnten wir genießen. Herrlich diese schmale Straße die sich immer höher schraubt. Gut 2600m steht man letztendlich auf dem Scheitelpunkt. Nach dem Gipfelkaffee im Rifugio kam es wie es kommen mußte: Wasser von oben satt. Den Gavia runter und das Stilfser Joch bei Regen und Nebel macht nicht wirklich Spaß, aber alle meine Mitfahrer sind tapfer gefahren, großes Lob an Euch. Nach dem Mittagessen im Vinschgau wurde es etwas besser, also nur noch Regen und kein Nebel mehr, nach dem letzten Kaffee in Landeck prophezeite uns die Wetterfee ‚ab jetzt bleibt es trocken‘, sie sollte recht behalten. Und wieder Stau am Fernpaß, aber da muß man halt irgendwie rüber. Dafür schmeckte das Stiefelbier in Garmisch-Partenkirchen wieder prima. Anni, hattest du da etwa wieder …

Unseren Andreas sahen wir auch wieder, seine Honda hatte dank neuer Lichtmaschine auch kein Hitzeproblem mehr, jetzt konnte sein Jahresurlaub auch beginnen. Sorry Andreas, das mit den Bergamasker Alpen lief nicht so günstig für Dich, aber vielleicht fährst Du ja mal wieder mit?

Hallo liebe Mitfahrer, Ihr habt ein wirklich anspruchvolles Revier kennen gelernt und wir haben fast das komplette Programm geschafft. Großes Lob an Euch!  Wenn Ihr jetzt Kurven auch so liebt wie ich, es gibt noch andere Kurveneldorados im ALMOTO-Programm. Danke auch an Anni für Deinen Whattsappservice.

Bestimmt sehen wir uns wieder, spätestens dann wenn Ihr mal wieder so richtig kurvensüchtig seid. Ich freu mich drauf.

Euer Herbert

Die Bilder zur Tour gibt es hier…

5 comments to “Eine Reise ins Kurvenparadies – die Bergamasker Alpen”
5 comments to “Eine Reise ins Kurvenparadies – die Bergamasker Alpen”
  1. Mensch Herbert….du hältst nicht nur charmant deine Schäfchen zusammen und fährst die Kurven wie im Schlaf, du kennst auch Land und Leute und so manche interessante Geschichte und schreibst auch noch so poetisch…WOW!!! …
    …Kurz und knapp…ich leide noch immer unter heftigem Urlaubs-Jetlag…vermisse die steilen Beraufstiege….das Wedeln…die Espressi mit netten Leuten…das entspannte Fahren hinter dir Herbert (ich weiß dieses Privileg echt zu schätzen…danke @all)….naja und die traumhafte Landschaft mit nimmer enden wollenden Kurven….ich könnte schon wieder…danke für die schöne Zeit mit euch, mit dir Herbert…✌…im übrigen trinke ich gerade Weißwein…….das sollte ich doch üben Herbert….oder…….Liebe Grüße an ALMOTO und euch alle…. Anni…hoffentlich bis bald✌

  2. Eine traumhafte Tour! Italien wie aus dem Bilderbuch. Es ist einfach unglaublich, wie Herbert die schönsten Strecken, vor allem die schönsten Kurven, so lässig aus dem Handgelenk zu schütteln scheint! Es war wieder, für mich schon die dritte, nahezu unbeschreiblich schöne Tour durch die Alpen mit Herbert. Auch die Truppe war wieder super.
    Es ist einfach ein absolut tolles Gefühl, wenn man so eine herrliche Tour erleben kann. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Motorradfahren noch schöner sein kann!
    Ein großes Dankeschön an Herbert und die ganze Truppe. Hoffentlich sieht man sich mal wieder!!!

  3. Hallo ihr Kurvenfreaks,
    jetzt ist schon eine Woche vorbei und ich fahre nachts immer noch die Kurven! Das war eine saustarke Bikertour, die ich allen empfehlen kann. Herbert führte uns souverän über alle Pässe, die sonst keiner finden würde. Es war eine tolle Woche mit euch allen.

  4. Was habe ich auf diese Tour hingefiebert… und nun liegt sie schon wieder eine Woche hinter mir. Es waren nur 2 Tour-Tage vor Ort, also fast ein bischen wenig für dieses Kurvenparadies.Doch wir haben es dank Herby ausgeschöpft!
    Die Pässe waren erste Sahne: Ob Stelvio, Maniva, Croce Domini, San Marco, Gavia oder Umbrail, hier konnte ich meinem Wasserbüffel ordentlich die Sporen geben. Und die Pirelli sind eine Wucht, gell Herby?
    Unsere Gruppe war mir sehr sympathisch. Mein Respekt gilt vor allem den beiden Mädels Anni und Dagmar: Ihr seid super gefahren und habt auch trotz Widrigkeiten nicht geklagt!
    Meine 4. Tour mit Herby! Der Mann ist ein Tausendsassa. Wohin nimmst Du mich das nächste Mail mit? 🙂

  5. Vielen Dank für Euer Lob. Es freut mich immer wieder wenn es der Gruppe gefällt.
    @Anni: Ja, das solltest Du üben, aber das schaffst Du schon.
    @Uwe: Wir werden sicher ein Ziel finden, es gibt noch viel zu entdecken.
    Ich wünsche Euch allen eine tolle Restsaison und freue mich auf ein Wiedersehen.
    Herbert

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