So oder so ähnlich lautete vor nicht allzu langer Zeit ein Schlachtruf der Fans zu einem in unserer Hauptstadt stattfindendem Sportereignis. Nun denn, es sollte am 4. Maiwochenende auch unser Slogan sein. Nachdem diese eigentlich schöne Tour in den letzten beiden Jahren mangels Interesse der Gäste leider ausfallen musste, heißt es nun wieder: Auf zur Werksbesichtigung in die heiligen Hallen der Berliner… oh sorry, der Bayrischen Motoren Werke in Berlin Spandau.
Am Sonntag durfte ich meine Gäste gegen 9.00 Uhr am Rande von Dresden nahe Moritzburg begrüßen. Und tatsächlich reisten ausschließlich Fahrer mit BMW’s an, die mit mir ihr Motorrad an den Ort seiner „Geburt“ ausführen wollen. Nachdem sich auch der zuletzt angekommene Gast mit Kaffee und einem frischen Croissant gestärkt hatte, konnten wir als kleine Gruppe mit insgesamt 6 unterschiedlichen BMW Modellen bei bestem Wetter Richtung Norden starten. Nach der herrlichen Passage von Moritzburg mit morgendlichem Blick auf das traumhafte Schloss ging es dann auch schon rein in das Geschlängel kleiner Neben- und Ortsverbindungstrassen, die man sonst eigentlich eher neben den Hauptrouten links liegen lässt. Ich muss sagen, meine Gruppe harmonierte sehr gut, so dass wir schwungvoll und flüssig den Reiz der Sträßchen und der an uns vorbeiziehenden Mai-Landschaft genießen konnten. Auch nachdem wir die Landesgrenze zu Brandenburg überfuhren, riss dieser Genuss keinesfalls ab. Da sage noch jemand, Motorradfahren in Brandenburg sei langweilig… das ist es keinesfalls! Die weiten Wald- und Feldlandschaften dieses Bundeslandes haben eine Faszination, die sich einem aber eben nur erschließt, wenn man bereit ist die breiten städteverbindenden Straßen zu verlassen. Ja und wir von ALMOTO wissen um diese Kleinode an reizvollen Strecken und freuen uns immer wieder, unsere Gäste auch hier mit absolutem Fahrspaß überraschen zu können.
So erstaunlich schön, wie uns sich die Landschaft präsentierte, offenbarte sich auch die Rast am Mittag. Ein Gasthaus in einem kleinen Dorf lud uns zu einer rustikalen Mahlzeit wie „zu Omas Zeiten“ ein. Hier spürte man nichts von der Schnelllebigkeit unserer Tage. Hier kochte die Hausherrin noch in Dederonschürze (ein Begriff aus der DDR Zeit) alles frisch auf Bestellung der Gäste. Einmalig war diese brandenburgische Gastlichkeit, selbst wenn unser Teilnehmer Steffen aufgrund eines Missverständnisses von der hausgemachten Sülze mit Bratkartoffeln auf das frisch gebruzzelte Schnitzel umschwenken musste. Geschmeckt hat es allen. Gestärkt und ausgeruht fuhren wir bei nun schon bei fast 30°C weiter auf die Hauptstadt zu und das bis kurz vor deren Tore immer abseits von den mit Sonntagsausflüglern vollgestopften Routen. Sicher hätten alle gern ein kühles Bad im Schwielowsee genossen, aber ich hoffe, es nimmt mir keiner übel, dass das Mitführen von Badebekleidung nicht Bestandteil der Tourausschreibung war.
Dieses herrliche Seengebiet, das wir zur Umfahrung von Potsdam nutzten, musste ich unbedingt in meine Tour einbauen. Alle waren guter Dinge, so dass nicht einmal eine kleine Offroadeinlage die Stimmung trüben konnte. Kurz vor dem Eintauchen in den Wochenendrückflussverkehr der Hauptstädter endete nämlich eine kleine Straße, die als asphaltiert beschrieben war, im Sand… Wir sind da durch und selbst die schwere R 1200 RT und auch die eher für den „Tiefflug“ konstruierte K 1300 S haben diesen Abschnitt mit ihren routinierten Fahrern souverän gemeistert. Respekt dafür!
Gegen 16 Uhr konnten wir dann in unserem Hotel, welches mitten in der schönen Spandauer Altstadt liegt, einchecken und den Schweiß samt Staub des Tages unter der kühlen Dusche abspülen. Die Hausherrin, die auf über 45 Jahre (!) Hotelbusiness zurückblicken kann, begrüßte uns herzlich und jeder sollte den Charme dieses ehrwürdigen alten Hauses erfahren. Den ersten Tourtag ließen wir bei herrlichem Biergartenwetter im Brauhaus Spandau mit lustigen Unterhaltungen bei deftiger Kost und kühlen Getränken ausklingen. Ich denke, alle meine Gäste sind am späten Abend erschöpft mit vielen schönen Eindrücken in die frischen Hotelbetten gesunken.
Nachdem wir uns am Montagmorgen am reichhaltigen Frühstücksbuffet des Hotels für den Tag gestärkt hatten, ging es nun gegen 9 Uhr endlich los. Die Fahrt ins BMW Werk. Eigentlich liegt dieses ja nur etwa 5 Fahrminuten vom Hotel entfernt, aber aufgrund des morgendlichen Berufsverkehrs benötigen wir für die Anfahrt deutlich länger. Aber dann standen wir endlich auf der Straße Am Juliusturm vor dem Tor 1, dem Eingang zu den BMW Motorradwerken. Ich meldete unsere Gruppe an und wir durften mit den Maschinen bis zum werkseigenen Besucherzentrum einfahren.
Unser Werksguide begrüßte uns herzlich und begann mit einem Vortrag die Präsentation seiner Arbeitsstätte. Nach den interessanten Ausführungen und der anschließenden Sicherheitseinweisung (bloß gut, dass Paul doch schon 14 Jahre alt ist…) tauchten wir ein in die Welt der Kurbelwellen und Motoren. Die Besichtigung entlang der Produktionsbänder im Werk ist beeindruckend und wer kann schon sagen, den Ort, an dem auch die „Hochzeit“ seines eigenen Motorrades einst stattgefunden hat, mit eigenen Augen gesehen zu haben. Meine Gäste können das nun und ich denke, dieses Erlebnis werden sie sicher Erinnerung behalten. Am Ende des Rundganges müssen wir zwar auf die Besichtigung der Abteilung Endprüfung verzichten, laut unserem Werksguide werden da gerade Dinge getestet, die so noch nicht an die Öffentlichkeit dringen sollen…, aber dafür öffnet der werkseigene Accessoires Shop trotz festgelegter Mittagspause noch einmal seine Tür extra für uns. Erst nach 12 Uhr verabschieden wir uns und treten den Heimweg an. Ich möchte an dieser Stelle nicht detaillierter auf die Werksführung eingehen, in der Hoffnung im nächsten Jahr wieder viele Gäste für diese Tour begeistern zu können.
Genauso zäh wie die Fahrt am Morgen in das BMW Werk gestaltet sich die Fahrt aus Berlin heraus. Die Straßen sind vollgestopft, ein kurzer Schwenker auf die Autobahn verhieß auch nichts Gutes, aber wir erreichen irgendwann den Rand der Hauptstadt und tauchen in deren grünen Gürtel ein. Unweit des Berliner Rings machen wir Mittagsrast im Restaurant Philippsthal an der L77, einem wunderschönen Landgasthaus. Wir werden mit kulinarischen Köstlichkeiten verwöhnt und auch Steffen erhält, was er bestellte – frischen Spargel, für den diese Region ja berühmt ist. Da die Zeit nun schon weit vorangeschritten ist, entscheiden sich meine Gäste für eine schnellere Streckenbewältigung der Heimreise. Wir schlängeln uns noch einmal kurz durch die grüne Frühlingslandschaft und nehmen Kurs Richtung Fläming, wo wir bei Trebbin auf die gut ausgebaute Bundestrasse B 101 einbiegen, um von nun an „Meter zu machen“.
Auch wenn die Fahrt ab jetzt zügiger geht, hat doch die Landschaft nichts an ihrem Reiz verloren. So kommen unsere beiden Mitfahrer auf den Soziusplätzen Marlene und Paul auch weiterhin in den Genuss, sich an gepflegten Dörfchen mit Storchennestern und der Weite der Landschaft satt zu sehen. Im Brandenburgischen Herzberg verabschieden sich Steffen und Philipp, um von hier aus allein weiter gen Westen der eine und gen Osten der andere die Heimreise fortzusetzen. Mit meiner nun um zwei Motorräder geschrumpften Gruppe genehmigen wir uns noch ein leckeres Eis im Eiskaffee Pinguin in Wiederau an der B 101. Hier spreche ich mit Götz und Paul ab, wie sie sich nach meinem Fingerzeig später auf eine für sie günstige Strecke aus der Gruppe herauslösen können. Wahrscheinlich nehmen die beiden kurz darauf meinen Hinweis auf eine weitere schöne Eisdiele in Nieska unweit der Landesgrenze zu Sachsen bereits zum Anlass für den eigentlich später vereinbarten Abschied und biegen ab. Der Rest der Gruppe hält und ich versuche nach zügigem Wenden die beiden einzuholen. Es ist mir nicht gelungen. Götz hat seiner Maschine so die Sporen gegeben, dass ich sie nicht mehr erreichen konnte. Sie waren einfach weg. An dieser Stelle einen herzlichen Gruß an Euch zwei und ich hoffe ihr seid gut und trocken daheim angekommen!
Ab jetzt habe ich nur noch Hermann und Marlene auf der R 1200 RT und unseren mittlerweile schon lieben Stammgast Karsten auf seiner Maschine hinter mir. Wir fahren zügig, denn vor uns in Richtung Süden ziehen dunkle Wolken auf. Nun doch erschöpft aber trocken erreichen wir unseren Ausgangspunkt vom Vortag und damit gehen zwei schöne Tourtage leider zu Ende.
Ich bedanke mich bei all meinen Gästen für das tolle Miteinander. Es hat mich sehr gefreut euch kennenzulernen und ich hoffe, ihr hattet Spaß und Freude mit mir zu fahren. Gern würde ich euch im Namen von ALMOTO wieder zu einer Tour mit uns begrüßen und lade euch dazu herzlich ein.
Alles Gute und immer eine Handbreit Asphalt (oder zur Not auch Sand… :-)) unter den Reifen wünscht ALMOTO Tourguide Dirk.