Wie viel Urlaub steckt im Job eines Reiseveranstalters?

Wir haben den Job gewählt dort zu arbeiten, wo andere Urlaub machen. Das klingt im ersten Moment sehr verlockend und ehrlich gesagt ist es das auch. Was kann es Schöneres geben als unseren Gästen die schönsten Plätze dieser Erde zu zeigen, dabei auf dem Motorrad zu sitzen und dabei noch Geld zu verdienen. Ja, genau das ist es woran wohl jeder im ersten Moment denkt. Genau das ist auch der Grund warum sich jedes Jahr neuen Reiseveranstalter auf dem Markt tummeln und gern ein Stück von dem Kuchen ab haben wollen. So einfach ist es aber nicht und so schnell wie sie kommen gehen sie auch wieder – damit meine ich die Reiseveranstalter.

Es ist nicht einfach die Leute mit Reisen zu begeistern, die sich allein um das Hobby Motorradfahren drehen. Diese Art von Urlaub ist nicht der klassische Familienurlaub, den sich jeder im Jahr gönnt. Nein, es ist eher ein Zusatzurlaub den man sich gönnt weil man es sich leisten kann, keine Familie hat oder gern andere Motorradfahrer kennen lernen möchte.

Das Internet gibt viel her was die Informationen zu Regionen, Touren, Strecken usw. angeht. Wer keine Zeit hat für eine ausgiebige Planung, keine Lust hat allein zu fahren sucht sich einen Profi und das genau wollen wir für unsere Gäste sein. Aussuchen, buchen, ankommen und den Urlaub in vollen Zügen genießen. Um all das zu ermöglichen machen wir einen harten Job, genau das was sehr gern vergessen wird. Wir könnten es uns sicher einfach machen, laden uns Strecken aus dem Internet, kopieren Reiseberichte und schauen mal wo es uns hinführt. Hotels sind schnell gebucht und mit einem vernünftigen Navisystem ist alles zu bewältigen. Mag sein, dass dieser Anspruch für einige Veranstalter ausreicht, für uns definitiv nicht!

Keine Reise wird es geben ohne sich selber vor Ort auszukennen! Daher konzentrieren wir uns auf Mitarbeiter, die im Reiseziel beheimatet sind und wenn dies nicht der Fall sein sollte dann recherchieren wir sehr genau vor Ort und verplanen unseren Urlaub als Arbeitsurlaub um neue Regionen zu erschließen. So gern wie ich mich nach einem Badeurlaub in der Karibik sehne oder einem erneuten Wohnmobilurlaub in Australien, wir haben einen Anspruch zu erfüllen und stecken gern zurück was die eigenen Bedürfnisse angeht. Wir sind noch jung und die Karibik wird uns auch noch als Rentner begrüßen!

Die Tourensaison hat begonnen, die Buchungen laufen auf Hochtouren und ab jetzt heißt es die Hotels im Auge zu haben, Kontingente zu verwalten, Reiseunterlagen zu verschicken, die Zahlungen zu verwalten etc.  Ein tagesfüllender Job der sich oft bis in die Nachtstunden hineinzieht. Kommen doch in aller Regelmäßigkeit Emails und Anrufe von Gästen, die ihre Unterlagen verlegt haben und nun nicht mehr wissen wo sie eigentlich hin müssen. Hotelprospekte in den Reiseunterlagen wurden als Werbung angesehen und in den Papierkorb verlagert. Warum geben wir uns nur so viel Mühe? Egal ob Sonntag früh 7:00 Uhr oder abends nach 21:00 Uhr, das Telefon klingelt immer wieder und auch der „Mehlkasten“ füllt sich mit Nachfragen. Meist selbstverständlich wird es hingenommen, dass wir auch zu diesen Zeiten Auskunft geben.  Hier kommt der Punkt wo ich mich manchmal frage, welche Firma ist um solche Zeiten noch erreichbar?  Was wäre wenn ich einfach sage „Feierabend“ Dann würde wohl der eine oder andere Gast nicht erscheinen oder erst nach stundenlanger Suche nach seinen Reiseunterlagen fündig werden.  Gut, der Fairness halber muss ich sagen, dass es auch Gäste gibt, die sich freuen zu solchen Zeiten noch eine Antwort auf Ihre Fragen zu bekommen und dankbar sind auf Nachtarbeiter wie uns zu treffen. Dafür mach ich es so gern.

Zum Glück bin ich noch in der Lage auch späte Anrufe und Nachrichten zu beantworten. Natürlich nur soweit ich auch im Büro bin und nicht gerade auf Tour.  Dann sieht es wohl eher schlecht aus für denjenigen, der sein Flugticket nicht findet oder das Hotel für den kommenden Tag nicht kennt. Wie wäre es mit einer kostenpflichtigen Hotline? Würden sich die Gäste dann mehr Mühe machen auf ihre Unterlagen zu achten? Ich weiß es nicht und wahrscheinlich wäre das auch egal. Es ist doch nur Urlaub und den sollte jeder ganz entspannt angehen, auch wenn es für uns als Veranstalter nicht immer so entspannt ist.   

Am Ende einer Tour zählt für mich nur der Erfolg. Lächelnde Gesichter weil es so schön war und traurige Gesichter weil die Tour schon vorbei ist. Nichts ist wichtiger als zufriedene Gäste, die sich gern an uns erinnern und gern wieder kommen. Dafür lohnt sich all die Mühe, dafür mach ich das alles gern und wer uns kennt weiß das auch. Das betrifft nicht nur mich, das betrifft auch unser gesamtes Team. Jeder Einzelne in diesem Team gibt mehr als man erwarten kann, jeder Einzelne hat ALMOTO im Blut, lebt es und fühlt es genauso wie ich. Darauf bin ich stolz und unendlich dankbar, ohne dieses Team wären wir nicht dort wo wir heute sind. Wir sind kein Veranstalter, der sich mit Doktortiteln schmückt oder gigantisch große Gruppen durch die Gegenden führt. Wir sind eine gewachsene  Familie die Motorradfahren lebt und fühlt, professionell arbeitet, gern über den Tellerrand hinausschaut und das jederzeit an unsere Gäste weiter gibt.   

Bald steht die nächste Tour auf dem Plan. Ich freue mich darauf und werde gern davon berichten, nicht live von der Tour denn die Zeit vor Ort gehört unseren Gästen. Ich berichte nach meiner Heimkehr, wahrscheinlich geschafft von der Tour und völlig erschlagen aber was soll es. Obwohl ich sicher gern die Füße gen Horizont strecken würde, mir ein Gläschen Wein auf meiner Terrasse gönnen und entspannen würde – das kann ich im Winter immer noch tun auch wenn dann wohl eher ein Glühwein sein wird.

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