Was hat ein Zugticket mit einer Motorradtour in der Emilia-Romagna zu tun? Das werden sich diejenigen fragen, die bei dieser Tour nicht dabei waren, alle die dabei waren, werden es wissen und wohl jetzt eine Lächeln im Gesicht haben! Des Rätsels Lösung folgt am Ende der Geschichte, zuerst folgt das, was eine Motorradtour immer wieder interessant und damit einzigartig macht.
Ich muss gestehen, dass ich in den letzten 11 Jahren immer wieder jede Menge Überraschungen erlebt habe, was wir hier auf der Tour erlebt hatten war so einzigartig, neu und schön, dass es einfach nur schwer in Worte zu fassen ist!
Es begann am 16. Mai, dem Tag wo unsere Tour in die Emilia-Romagna starten sollte. Ein Teil der Gruppe startete in Dresden, der andere Teil sollte sich abends in unserem Hotel in der Nähe von Rosenheim einfinden, wo die Dresdner Gruppe ankommen sollte.
Früh morgens in Dresden gab es das erste Problem, ein Teilnehmer schaffte es noch bis zum Treffpunkt an die BMW Niederlassung, dort angekommen, erwies sich ein Radlager-Problem am Motorrad als nicht weiter fahrbar.
Es war Pfingsten und kein Mietmotorrad auf die Schnelle zu organisieren, alles ausgebucht war die Antwort! Dank BMW Dresden hatten wir es dennoch geschafft ein Ersatzgefährt zu besorgen und nun musste die Fahrt für den Teilnehmer mit einer K 1600 GTL stattfinden. 30 Minuten später als angedacht ging es auf große Reise.
Vor uns lagen 520 Kilometer bis nach Rosenheim, quer durch Tschechien. Das Tempo war zügig und ich freute mich, dass die Gruppe so gut mithielt, schließlich hatten wir 30 Minuten aufzuholen. Eine Fahrt durch Tschechien macht mir persönlich immer wieder viel Freude, wären die Autofahrer in Deutschland auch nur zu 30% so rücksichtsvoll gegenüber Motorradfahrern, würde es in Deutschland viel mehr Spaß machen auf dem Motorrad unterwegs zu sein. Die Strecke war phantastisch, perfekte Straßen, kurvenreich und immer wieder durchquerten wir einsame Dörfer, die uns an alte Zeiten erinnerten. Zeiten die vergleichbar sind wie bei uns in Deutschland vor 20 Jahren und ums so mehr waren es einfach nur eine schöne Eindrücke.
Stunden später hatten wir es geschafft und waren in unserem Hotel in der Nähe von Rosenheim angekommen. Der Rest der Gäste war bereits da und bei sommerlichen Temperaturen wurde die Begrüßung inkl. Abendessen im Biergarten in vollen Zügen genossen. Insgesamt waren es 12 Gäste und ein Begleitfahrzeug für Gepäck.
Der nächste Morgen und damit eine gemischte Gruppe aus BMW Fahrern und Gästen aus dem Schwarzwald mit ihren Supersportlern (ich nenne Sie zukünftig lieb gemeint die Schwarzwaldbande), die gemeinsam in die Emilia Romagna starten wollten. Pünktlich 9:00 Uhr rollten wir vom Parkplatz des Hotels, die geplante Anreise nach Bologna über die Felbertauernstraße mussten wir verwerfen, da aufgrund des Felssturzes dieser Weg versperrt war. Die Option Brennerautobahn oder Großglockner wurde besprochen und die Gruppe entschied sich einheitlich, den Weg über den Großglockner zu wählen. Hätten wir zu dem Zeitpunkt gewusst, was uns erwartet, hätten wir wohl anders entschieden. Egal, wenn du nicht weißt was dich erwartet, wird es spannend und genau das wurde es!
Bis zur Mautstation am Großglockner begleitete uns perfekter Sonnenschein, dort angekommen sah ich schon das Unheil kommen, der Berg verhüllt in dicken Nebelschwaden lies böses erahnen. Ein kurzer Stopp vor der Station, Regenkombis überzogen und ab dann freie Fahrt. Angesagt für alle war als Treffpunkt die Franz-Josef Höhe, kurz den Weg erklärt und jeder sollte sich dort einfinden. Ok, alle verstanden und los ging es. Unser Jan mit seiner K 1600 GTL düste als erster los, ich hinterher und noch an der Mautstation fragt ich den netten Kollegen wie denn das Wetter oben sein, er meinte „Vorsichtig fahren, Nebel und starker Wind“. Ok da müssen wir jetzt durch dachte ich und los ging es, die ersten 700 Höhenmeter war es noch sonnig und trocken und ab dann wurde es einfach nur noch ungemütlich, Windböen seitwärts, Kälte, Nebel, all das was ein Motorradfahrer nicht wirklich braucht. Die Sichtweite war geschätzte 5 Meter und ab jetzt klemmte ich mich nur noch hinter ein Wohnmobil, was irgendwie genau wie wir den Weg suchte und mir als Orientierung diente. Keine Sicht, meine GS zeigte mir im Display 2 Grad an und aus dem Regen wurde urplötzlich Schneeregen, worauf habe ich mir hier eingelassen? 23,00 Euro um über diesen blöden Berg zu kommen und das bei Schnee? Ich konnte es nicht fassen, und war nur noch bemüht dem Wohnmobil zu folgen und mit den starken Seitenwinden klarzukommen, Hallo ich will doch nur heile hier rüber und Schnee können wir nun wirklich nicht gebrauchen!
Nach 24 km am Kreisverkehr angekommen, wo sich der Weg zur Franz Josef Höhe und nach Italien trennt entschied ich, dass es keinen Sinn macht bis zum Gletscher zu fahren und hielt an. Es machte wirklich keinen Sinn unter diesen Wetterbedingungen dahin zu fahren, wir sollten den schnellsten Weg hier runter nehmen. Nach 20 Minuten Wartezeit am Kreisverkehr hatte der Rest der Gruppe zu uns gefunden, es fehlte nur ein Teilnehmer, Jan, der als erster die Mautstation passiert hatte und wohl auf dem Weg zum Franz-Josef war. Eins war klar, einer muss da hoch und ihn zurückholen. Stefan erklärte sich bereit und fuhr los, 20 Minuten später kam er zurück, ohne Jan. Da ist niemand, noch nicht einmal ein Bus oder irgendwas, erst recht nicht Jan, WO war Jan? Ein Anruf auf seinem Handy, Mailbox, Nachricht hinterlassen mit der Info, dass wir uns an der ersten Kneipe nach der Mautstation treffen. Dort angekommen warteten wir erneut 20 Minuten, kein Lebenszeichen. Angst, Sorgen – was könnte passiert sein? Wind, keine Sicht, was ist passiert? Ein Anruf bei der Mautstation und schweren Herzens mussten wir eine Vermisstenmeldung aufgeben, mittlerweile war über 1 Stunde Wartezeit vergangen und wir machten uns ernsthaft Sorgen.
Die Mautstation meinte, sie schicken einen Suchtrupp los und informieren uns. Herzklopfen pur und es war genau das, was niemand braucht, Angst, Sorge und noch 300 km Strecke die vor uns lagen. 20 Minuten später der Rückruf der Mautstation „Der Motorradfahrer mit dem gemeldeten Kennzeichen hat soeben die Mautstation verlassen“! Erleichterung pur! Hallo? Jan wo bist du? Wir positionierten uns an der Straße und 10 Minuten später rollte Jan frisch und fröhlich heran. Wo warst du? Wir haben uns Sorgen gemacht! Die Antwort: „Ach Menno es war so kalt da bin ich am Gletscher ins Parkhaus gefahren“, klaro woher sollte Stefan das wissen? Warum hast du so lange gebraucht? Ach ja meine Brille ist beim Ablegen in die Verkleidung gerutscht und um die dort wieder rauszubekommen musste ich die gesamte Verkleidung der K 1600 abschrauben! Mag ja lustig sein, in dem Moment fand ich all das nicht mehr lustig, ich war einfach nur froh dass Jan wieder unter uns war und die Reise weiter gehen konnte.
Ab jetzt erlebten wir 3 Stunden Dauerregen, schicke Straßen aber bei dem Wetter ist nix mehr schick. Stunden später entschieden wir uns für den Rest Autobahn zu fahren, wir wollten ja irgendwann ankommen. Immer näher nach Bologna hatten wir irgendwann genau das, was wir auch wollten, blauer Himmel, Sonnenschein und das Thermometer stieg und stieg. Es wäre einfach gewesen, die letzten 100 Kilometer ohne Zwischenfälle abzuspulen, warum einfach, wenn es auch kompliziert geht? Plötzlich verabschiedete sich auf der Autobahn die MV Augusta von Orbay mit einem Knall und weißem Rauch. Auch das noch! Hast du auch wirklich Benzin getankt war die erste Frage, „Ja habe ich“ war die Antwort, ein neues Motorrad mit gerade mal 2000 km auf dem Tacho! Nun blieb uns nichts anderes übrig als den ADAC anzurufen und um Hilfe zu bitten. Wir sind in 30 Minuten da war die Auskunft. Stefan blieb bei Orbay, der Rest der Gruppe zog weiter, konnten wir eh nicht helfen. Wir waren spät dran, dafür erlebten wir einen phantastischen Sonnenuntergang, wenn auch nur auf der Autobahn. Ist einmal der Wurm drin, dann ist er für lange Zeit drin und er sollte uns noch ein wenig das Ankommen im Hotel schwer machen.
Eine italienische Autobahn endet gewöhnlich mit einer Mautstation, wo das gezogene Ticket und die damit benutzte Strecke auf der Autobahn bezahlt werden muss. Gewohnheitsgemäß fuhr ich an den Kreditkartenschalter, Ticket eingeschoben, Kreditkarte eingeschoben und schnell war der Weg frei. Ich raus, kurz dahinter rechts ran um auf den Rest der Gruppe zu warten, sah ich schon, dass es stockte, nix ging mehr. Ich stieg ab, lief zur Station und fragte unsere Jungs nach dem Problem, die erste Gruppe links, die zweite Gruppe rechts. „Ich habe dort mein Ticket eingeworfen und nun passiert nix“ war die Antwort. „Ach Herrjeh“ war mein erster Gedanke, da wo du dein Ticket eingeworfen hast, das ist der Müllbehälter für alte Tickets, dafür kannst du nichts, ist dieses Teil auch so bescheuert angebracht und mit einem italienischen Hinweis, schwer zu verstehen. Dank stabiler Fingernägel gelang es mir den Verschluss des Behälters zu öffnen und das Ticket rauszuholen. Zumindest konnte an der Station die Durchfahrt weiter gehen! Das größere Problem war die Station daneben, der Behälter war so fest verschlossen, das hier kein Rankommen war. Die Hilfetaste brachte uns nicht weiter, kein Mensch reagierte darauf, gefühlte 100-mal gedrückt und es interessierte niemanden! Plötzlich an der Station neben uns ein deutsches Auto, völlig überfordert und panisch fragte mich die Fahrerin „Wie kann ich hier bezahlen?“ Ich erklärte ihr, dass das hier nur mit Kreditkarte geht, sie habe keine meinte sie, ich erklärte ihr, dass sie nun zurück muss und zeigte ihr wo sie durchkommt.
Es war mittlerweile dunkel und noch immer interessierte sich hier niemand für unser Problem mit dem Ticket. Da meldete sich plötzlich eine Stimme am Automaten und fragte „where are you from?“, Jan der sein Ticket in den Müllbehälter geworfen hatte und auf Durchfahrt hoffe meinte ganz lässig „from Germany!“ Just in dem Moment flatterte ein endlos langes Ticket aus dem Automaten, für Kandidaten, die nicht bezahlen können und denen damit die Möglichkeit gegeben wird im Nachgang per Internet zu bezahlen. Soweit alles schick, ich sah den Betrag in Höhe von 49,50 Euro und mir wurde schwarz vor Augen. Ich hatte doch nur 9,00 Euro bezahlt? Wieso jetzt 49,50 Euro? Na klar, die Frage wo er herkommt war nicht umsonst, Jan seine Antwort, dass er aus Deutschland ist wurde so gedeutet, als dass er die Autobahn schon seit Deutschland nutzt und nun wurde ihm natürlich die entsprechende Maut berechnet. So geht das nicht entschied ich, wir müssen an das Ticket als Beweis rankommen! Zum Glück war die deutsche Autofahrerin neben uns noch immer da, ich fragte sie nach Werkzeug und das hatte sie erstaunlicherweise direkt parat. Mit einer Zange gelang es uns den Behälter zu öffnen, das Ticket rauszuholen und noch immer interessierte es keinen Menschen was wir da taten, erstaunlich! Das Ticket in der Hand, der Rest der Gruppe schon startklar ging es auf schnellem Wege zum Hotel.
Das nächste Mal fotografiere ich diesen Automaten mit dieser MÜLL-Falle, davor muss eindeutig gewarnt werden!
21 Uhr hatten wir es endlich geschafft und waren im Hotel angekommen, das Gepäckfahrzeug war schon lange da, die Zimmer wurden bezogen, schnell die Klamotten gewechselt und los ging es zum Abendessen. Stefan und Orbay trafen um Mitternacht, ein. Warum erst so spät? Der Abschlepper vom ADAC wollte Orbay 100 km vor Bologna irgendwo auf einem Dorf in einem Landgasthaus unterbringen, allein der Anblick von außen war wohl schon so furchterregend, dass Stefan das Gepäck von Orbay mit Panzerband auf der Ablage des Top Case befestigte und Orbay nun zu einem dankbaren Sozius mit „Sissybar“ wurde. Trotz all der Umstände feierten wir noch bisschen das Wiedersehen im Hotel und ich glaube gegen 1:00 Uhr war dann wirklich Feierabend für alle.
Ein neuer Tag, ein neuer Morgen. Alle Bemühungen in Bologna ein Mietmotorrad für die kommenden Tage zu bekommen waren vergebens. Was nun? Nach Hause fahren kam nicht in Frage! In der Hotelgarage sichteten wir eine BMW F 800 und ich wusste von unserem letzten Aufenthalt hier, dass das Motorrad einem Freund von Roberto, dem Hotelchef, gehörte. Also fix Roberto ausfindig gemacht, unsere Situation erklärt und sofort telefonierte er mit seinem Freund. Der zeigt sich damit einverstanden, dass Orbay die nächsten beiden Tage damit fahren kann, nicht ganz uneigennützig, Bedarf weckt natürlich auch die Gehirnzellen im Kopf, die eng mit Finanzen verbunden sind J Die Jungs wurden sich einig und für Orbay wurde es nicht ganz preiswert, egal Hauptsache Motorrad fahren!
30 Minuten später rollten wir los, strahlender Sonnenschein weckte die Vorfreude, auch wenn der eine oder andere von uns noch immer in feuchten Klamotten vom Vortag steckte. Die Sonne wird uns schon trocknen.
Kurz hinter Bologna fing der Kurvenzauber an und sollte für den Tag auch nicht wieder aufhören. Unser erster Stopp war an einem kleinen Parkplatz mit perfekter Aussicht auf die Region. Ab jetzt war „freies Fahren“ angesagt, jeder sollte den Kurvenzauber auf seine Weise genießen, ich erklärte allen, wo wir uns wieder sammeln und nun ging es für jeden einzelnen auf dem kurvenreichen Passo della Raticosa weiter. Unsere „Schwarzwaldbande“ waren die ersten, die los zogen, ich reihte mich zum Schluss ein und hoffte, dass auch jeder verstanden hatte, wo der nächste Halt ist. Meine Sorge war umsonst, am Scheitelpunkt des Passes erblickte ich weit über 100 Motorradfahrer, kein Wunder ist hier ja auch ein bekannter Biker Treffpunkt. Nun musste ich nur schauen, wo sich unsere Leute verstreut hatten. An der Kaffeetheke fand ich sie alle wieder und wir nutzen die Zeit um uns die zahlreichen Motorräder „Made in Italy“ anzuschauen, dabei bemerkte ich auch, dass die Motorradfahrer hier nicht wirklich viel jünger sind wie in Deutschland, grauhaarige Männer in Leder und auf sportlichen Ducatis waren keine Seltenheit.
Weiter ging es über den Passo della Futa und entlang der Strecke hatten es sich unendlich viele Zuschauer mit Campingausrüstung bequem gemacht. Da ein Infostand, dort ein Zieleinlauf, die haben doch nicht auf uns gewartet? Nein natürlich nicht, das Wochenende in dieser Region war ein einziges Festival der „Motos“ und überall fanden Rennen statt, auch auf offizieller Straße. Unser nächstes Ziel war das Autodromo Mugello, hier fand zurzeit ein großes Mini-Treffen statt und auf der Rennstrecke tobten sich gerade jede Menge Privatfahrer aller Marken aus. Ein kurzer Schnack mit dem Wachposten und wir durften bis an die Strecke fahren um dem Rennen zuzuschauen. Für unsere Gäste war das Adrenalin pur, auch wenn wir nur für eine halbe Stunde Zuschauer waren.
In der Zwischenzeit kümmerte ich mich mit Gunnar von unserem Team um ein Restaurant zum Mittagessen. Wir hatten nichts Festes eingeplant, da es immer schwer absehbar ist, wie gut eine Gruppe voran kommt und wie wir in der Zeit liegen. Wir nutzten die 30 Minuten und steuerten ein nahe gelegenes Restaurant an, es sah nicht so aus, als ob sie geöffnet hatten, trotzdem versuchten wir unser Glück. Die Mutti des Hauses war anwesend und wir erklärten ihr, dass wir gern in 30 Minuten mit 15 Leuten zum Mittagessen einkehren möchten. Ich dachte sie fällt gleich um, zumindest sah es so aus, 15 Leute zum Mittagessen? Sie ist nicht vorbereitet, kann nichts anbieten, würde aber sofort einen Topf Spaghetti ansetzen, wenn das ok ist. Na das passt doch! 30 Minuten später kehrten wir ein, der Papa des Hauses war inzwischen auch da, schnell wurde eine Tafel gedeckt und der Duft, der aus der Küche herüber wehte weckte den Hunger in uns. Die Emilia Romagna ist eine Region, wo gute Küche noch Tradition hat und viel Wert auf Qualität gelegt wird und genau das erlebten wir jetzt. Eine schier endlose Auswahl an Parmaschinken, Salami, Käse und frischem Brot wurde aufgelegt und ständig nachgereicht. Es war mehr als nur eine Vorspeise, denn eigentlich waren jetzt schon alle satt. So richtig wollte keiner mehr an Spaghetti al la Mama denken, aber wir brachten es nicht übers Herz jetzt nein zu sagen. Also folgten nun für jeden noch eine ordentliche Portion Spaghetti picante und am Ende waren wir alle „genudelt“. Ein lecker Espresso zum Abschluss, damit keiner einschläft und mit großem Dank und Hallo zogen wir weiter.
Der nächste Pass wartete schon auf uns und es war ein wunderbarer Kurvenzauber der mal wieder jede Menge Fahrspaß bereitete. Ein kurzer Stopp in Muraglione und ab hier war wieder „freies Fahren“ angesagt. 40 km später sammelten wir uns und jetzt war Zeit für eine Kaffeepause. Dazu mussten wir wenden und 1 km zurück in das Dorf fahren. Blinker gesetzt, rechts abgebogen und an der nächsten Cafebar angehalten. Hier Kaffee trinken? Die Bar da vorn sah doch viel schicker aus meinte jemand aus der Gruppe. Ja genau hier und nicht dort, warum? Weil schicke Restaurants nicht immer ein Garant für ein gutes Angebot sind, eine Bar muss nicht schick sein, sie muss gut sein und dort wo die Einheimischen hingehen muss es gut sein, also gehen wir da auch hin. Wir bemerkten, dass 2 unserer Leute fehlten, wer von euch hat beim Abbiegen nicht gewartet? Der „Schuldige“ war gefunden, er hatte einfach nicht daran gedacht! Gunnar schwang sich auf seine GS und versuchte die beiden zu finden, 20 Minuten später kehrte er zurück, ohne Erfolg. Ich zückte mein Handy und erreichte sogar unseren vermissten Stefan, „Ja irgendwie wart ihr auf einmal weg“ meinte er. Zum Glück hatten er und unser Tourguide Gunnar vorher die Motorräder getauscht, wollte Gunnar doch auch mal die neue 1200 GS fahren. Stefan fuhr nun seine GS und an ihr war sein Navi mit der Route befestigt. Was für ein Glück, Stefan ist einfach der Route gefolgt und wir machten uns auf der Strecke einen Treffpunkt aus. Glücklich beisammen setzten wir die Tour fort und nun sollte es zum Autodromo Imola gehen. Schon von weitem hörten wir den Lärm der Motoren und auch hier war es kein Problem unkompliziert an die Strecke zu kommen. Unsere Jungs waren wieder hellauf begeistert und das Dröhnen der Motoren so nah an der Rennstrecke lies alles erbeben. Bevor wir jetzt den Heimweg zum Hotel antraten musste natürlich noch das obligatorische Foto am Eingang der Strecke geknipst werden. Es war uns egal, ob es erlaubt war oder nicht, wir bauten uns vor dem Monument auf, machten schnell ein paar Schnappschüsse und schon ging es weiter, noch bevor die Security uns bemerkte.
1 Stunde später, es war 20 Uhr, rollten wir zufrieden und glücklich in unserem Hotel ein. Auch wenn wir schon spät dran waren, es waren noch alle satt vom reichlichen Mittagessen, wurde jetzt erst einmal ein kühles Bier genossen. Es war ein phantastischer Tag bei Sonnenschein und jeder Menge Eindrücke, die so schnell schwer zu verarbeiten sind. Wer von uns heute Morgen noch feuchte Klamotten hatte, steckte jetzt eher in feuchten Klamotten vor Adrenalin, die Sonne war unser Begleiter und sogar Orbay hatte jede Menge Spaß mit der BMW.
Frisch geduscht ging es zum Abendessen, heute eine Pizzeria in der Altstadt von Bologna, die unter den Einheimischen sehr beliebt ist. Wir wurden mit Freude erwartet, die Kneipe war voll und das Stimmengewirr entsprechend. Ein echter Büffelmozzarella als Vorspeise hat was, die folgende Pizza ebenso. Der Chef des Restaurant spendiert uns zum Abschied eine Flasche Grappa und wir nahmen das Geschenk dankbar an J Der Abend wurde alles andere als langweilig und auch heute wurde es mal wieder sehr spät.
Für den heutigen Tourentag stand nach einem kurzen Abstecher bei Ducati der Besuch der Galleria Ferrari an, wir hatten Sonntag und ich war doch sehr überrascht wie viele Menschen sich hier ballten. Ich war schon mehrfach hier, hatte so einen Ansturm jedoch nie erlebt, sogar an der Kasse war Schlange stehen angesagt. Irgendwann hatten wir unsere Tickets und das Zeitfenster betrug 1 Stunde für die Besichtigung. In meinen vielen Jahren als Tourguide, weiß ich nur allzu sehr um die Pünktlichkeit bei solchen Besichtigungen. Da ich die Ausstellung kannte blieb ich bei den Motorrädern, so konnte jeder seine Sachen hier in Ruhe zurücklassen. Astrid und Gunnar blieben ebenfalls bei mir und wir schlossen Wetten ab, ob es wirklich alle in der Stunde schafften und wer wohl der letzte sein wird, der wieder am Parkplatz erscheint. Wenn ihr jetzt wissen wollt, auf wen wir getippt haben, dann muss ich euch enttäuschen, das wird nicht verraten. Verraten kann ich nur so viel, dass wir 3 alle falsch lagen J Auch hier gehörte zum Abschluss das ultimative Foto vor dem Museum dazu, nicht genehmigt, wir haben es trotzdem gemacht!
Unser nächstes Ziel war der Mt. Cimone, der höchste Berg der Region und ich konnte erahnen, dass es dort merklich kühler werden wird. Von weitem schon erkennbar konnte ich sehen, dass dort die Gipfel noch immer schneebedeckt waren. Das Wetter war sonnig, auf 2000 Metern Höhe weht jedoch bekanntlich ein anderer Wind. So war es dann auch, je höher wir fuhren, je kühler wurde es und irgendwann fing es ganz langsam an mit Nieselregen. Bei 10 Grad erreichten wir unseren Standort für das Mittagessen, es wehte ein frischer Wind, dicke Wolken auf der einen Seite des Berges, Sonnenschein auf der anderen Seite. Genau da müssen wir hin um hier wieder runter zu kommen dachte ich und hoffte, dass würde nach der Mittagspause auch noch immer so sein. Wir genossen in einer kleinen Bar die traditionellen Köstlichkeiten der Region und die Stimmung war gut.
1 Stunde später zogen wir weiter und auch wenn es hier so langsam etwas stürmisch wurde, lag ein Weg vor uns, wo noch immer die Sonne schien. Es ging bergab, die Temperatur stieg und dann das, der vorgesehene Pass war gesperrt! Ratlos drein schau und überlegend, wie wir jetzt am besten fahren werden, bemerkte uns ein Einheimischer. Er fragte uns, wo wir hinwollen, ich erklärte es ihm kurz und darauf meinte er „Ich zeig euch einen Schleichweg, dort dann immer links halten“. Gemacht, getan, er mit dem Auto vornweg und als er anhielt hatte ich noch immer die Ansage im Ohr „Links halten“. Ich bedankte mich und hielt mich immer links. Am Ende waren wir genau dort, wo wir eigentlich schon mal waren, nur genau in der anderen Himmelsrichtung. Ok, dann fahren wir eben hier lang, am Ende kommen wir nicht zu dem Pass wie es vorgesehen war, aber die Richtung stimmt. Ich hatte noch zum Mittagessen erklärt, dass mal wieder ein Pass vor uns liegt wo jeder frei fahren kann, ich gebe Handzeichen, dann kann jeder 30 km fahren und wir sammeln uns wieder in Pavullo Nel Frignano, schwer zu merken der Ort, merkt euch einfach 3o km.
Der Kurvenzauber fing an, ich gab Handzeichen und schon stürmten alle davon. Genau in dem Moment kam der Moment, wo es wohl jedem Tourguide einen Schauer über den Rücken zaubert. Ach du Sch…. Wir fahren ja jetzt durch Umleitung eine ganz andere Strecke, kürzer als vorgesehen, wenn die Gäste sich jetzt den Ort nicht gemerkt haben und wirklich 30 km fahren, dann fahren die viel zu weit! Wir müssen doch vorher abbiegen! Gas geben brachte nicht viel, die waren schon längst weg über alle Kurven und 13 Motorräder einzuholen, schier undenkbar! Also blieb nur die Hoffnung, dass wir uns irgendwie doch noch finden, zumindest waren 3 Leute noch hinter mir J
Meine Bedenken waren umsonst, irgendwo an einer Wegkreuzung wussten sie nicht mehr weiter und haben brav gewartet, Stein vom Herz plumps!!!!!. Genau hier angekommen, wurden wir auf einmal umzingelt von Sportwagen aller Marken, wir sind mitten in ein Bergrennen geraten, wo sich heiße Kisten die Kante gaben. Nix wie weg hier und erst einmal einen sicheren Parkplatz gesucht, bevor wir noch umgefahren werden. So ist halt Italien, da werden Rennen auf der Straße ausgetragen und kein Sicherungsposten weit und breit sperrt das ab.
Das vorerst letzte Highlight des Tages stand an, eine Besichtigung auf einer Balsamico Farm. Wird das Männer interessieren? Ein bisschen Kultur muss sein! An der imposanten Villa angekommen, per Klingel gemeldet, öffnete sich ein riesiges Eisentor und gewährte uns Einlass. Ein schon überwältigender Moment, erscheint es doch so, als ob hier nicht jeder Einlass bekommt. Wir wurden herzlichst begrüßt und zu aller Überraschung stand uns eine deutschsprachige Führerin zur Seite die uns die nächsten 30 Minuten in die Geheimnisse und die Tradition des Balsamico einführen sollte. Die Sonne schien, es war unglaublich interessant und die Gruppe war begeistert. Sieh an – auch Männer können so etwas genießen! Was haben wir gelernt? Balsamico ist nicht gleich Balsamico und ab sofort achten wir ein bisschen mehr bei unserem Einkauf auf das Endprodukt! Davide der Besitzer war von uns Motorradfahrern so begeistert und bat uns um ein Foto mit allen Motorrädern vor der historischen Villa, ein Wunsch dem wir gern nachgekommen sind.
Die Ankunft im Hotel wurde mal wieder etwas später als gedacht, trotzdem waren alle entspannt und aus dem ersten Bier bei Ankunft wurden heute sogar 2 Biere. Es gab jede Menge Eindrücke auszutauschen, wieso auch nicht nach so einem wunderbaren Tag!
Das Restaurant für heute Abend befand sich direkt gegenüber von unserem Hotel, schnell den Chef informiert, dass wir etwas später als erwartet kommen, er war völlig entspannt und somit hatten wir keinen Zeitdruck. Es war ein Abend, wie er nicht hätte schöner sein können, ein Abend der auch zugleich der Abschiedsabend von Italien war und dennoch keine trübe Stimmung aufkommen ließ. Das Restaurant war edel, nicht überteuert und irgendwie fein. Hier gab es keine Speisekarte, hier gab es eine Tafel mit den Speisen des Abends und dennoch genug Auswahl. Der Chef erklärte uns jedes Essen einzeln und an diesem Abend entschieden sich auch alle Gäste für Wein, ich war begeistert! Wie auch schon am Vorabend spendierte uns der Chef des Hauses eine Flasche Grappa und in lustiger Runde hatten wir jede Menge Spaß. Die Uhr zeigte 1:00 Uhr, Zeit für mich ins Bett zu gehen, nicht für andere Gäste und ich habe mir zum Frühstück sagen lassen, dass der Chef noch weiterhin spendabel war und 3:00 Uhr dann endlich alle den Schlaf gefunden haben.
Heute hieß es für uns Abschied nehmen, Abschied von Bologna aber auch Abschied von Orbay. Sein Motorrad ging per ADAC nach Deutschland zurück und er selber hatte sich über seine Schwester in Deutschland einen Flug buchen lassen für 19:45 Uhr. Was wirst du wohl mit der Zeit bis dahin anfangen, fragten wir ihn, ach ja ich werde wohl zum Flughafen laufen, das bin ich schon den halben Tag unterwegs, war seine, wie so immer heitere Antwort. Ok dann lass uns mal Tschüss sagen von dir und von Bologna und wir hoffen auf ein baldiges Wiedersehen! Dass das Wiedersehen so schnell kommen wird, hätte in dem Moment keiner gedacht!
Wir durchfuhren die Po Ebene bis hin zum Gardasee und weiter entlang der alten Brennerstraße, das Wetter war auf unserer Seite und wir kamen gut vorwärts. Die Gruppe hatte sich gut eingespielt über die Tage und alle fuhren ein gutes, vor allem zügiges Tempo. In Südtirol machten wir Mittagspause und um nicht all zu spät in unserem Hotel anzukommen wählten wir 40 km Autobahn, die beste Entscheidung, denn ab hier öffneten sich die Schleusen des Himmels, die uns sogar mit leichtem Hagelschauer bedachten. Kaum runter von der Autobahn war der Regen zu Ende und bis zur Ankunft im Hotel blieb es auch so.
Die 13. Gruppenregel bei ALMOTO war mittlerweile allen bekannt, runter vom Motorrad und zuerst ein kühles Blondes, alles andere kann warten. Gesagt, getan und da es nicht wirklich Biergartenwetter war, bevorzugten wir das Restaurant. Die Runde Bier wurde bestellt und bis zur Lieferung wurde sich herzlichst unterhalten. Plötzlich geschah das UNERWARTETE, das überwältigend ÜBERRASCHENDE! Ich war lange nicht mehr sprachlos wie in dem Moment und will es mal aus meiner ganz persönlichen Sichtweise beschreiben, so wie ich es erlebt habe und das Grinsen in meinem Gesicht kann ich mir bis heute nicht verkneifen. Die Unterhaltung war in vollem Gange, da betritt eine Person den Raum, ich sehe die erstaunten Blicke der anderen, ich drehe mich um, ach ja da steht Orbay, ich drehe mich wieder zurück, „DA STEHT ORBAY“ ich drehe mich erneut um, habe einige Momente gebraucht das zu erfassen, Wieso steht da Orbay? Es hat wohl nicht nur bei mir eine Weile gedauert, Mensch Orbay – du hier, warum, weshalb, wieso?????
Die Verwunderung ging über in ein herzliches Hallo und jeder wollte wissen was seine Anwesenheit hier zu bedeuten hat, sollte er doch schon längst per Flieger zu Hause sein.
Jetzt musste erst mal das Bier her und die Stimmung überschlug sich! Was war geschehen?
Nachdem es absehbar war, dass sein Motorrad per ADAC zurück geht, hatte er seine Schwester angerufen mit der Bitte einen Flug zu buchen und dem ausdrücklichen Hinweis „Kein Flug früh morgens!“ Sie schrieb ihm dann per SMS, dass sie einen Flug gebucht hat für 7:45 Uhr. Da er sie gebeten hatte keinen Frühflug zu buchen, ist er davon ausgegangen, dass es sich um 19:45 Uhr handelt und hatte sich auch so darauf eingestellt. Nachdem wir 9:00 Uhr in Bologna losgefahren sind ist er auf sein Zimmer und hat seine Emails abgerufen, damit erhielt er dann auch die Flugbestätigung für 7:45 Uhr. Zu spät, der Flieger war weg, was nun? ADAC angerufen – „Ich brauche ein Auto“, „Auto haben wir nicht, es ist Pfingsten“, „So geht das nicht ich brauche ein Auto!“, „Lassen Sie uns mal schauen – ja wir hätten noch 1 Auto in ganz Italien, das steht allerdings in Rimini“, „Ist mir egal, ich will das Auto“, „Ok dann holen Sie das Auto in Rimini?“, „Ja das machen ich, danke“.
Damit komme ich nun zum Titel dieses Berichtes: Wir kam Orbay von Bologna nach Rimini? Mit dem Zug, also fix zum Bahnhof gehirscht, nach Rimini gefahren und da die Sixt Station noch Mittagspause hatte, eine schöne Stunde am Strand genossen. Ab hier ging es dann mit Höchstgeschwindigkeit nach Deutschland, Orbay wollte nicht nach Hause, Orbay wollte uns wiedersehen und vor allem wollte er unsere Gesichter sehen. Orbay das ist dir tatsächlich gelungen!!!! Ich glaube, dass wir alle sowas von aus der Wäsche geschaut haben, dass sich für dich der Weg gelohnt hat, schon allein der Gesichter wegen! Danke und es war uns eine echte Freude!
Der Abschied am nächsten Morgen war gar nicht so einfach, trennten sich doch unsere Wege. Ich zog weiter mit 5 Gästen nach Dresden, der Rest in andere Himmelsrichtungen.
So langsam ging mal wieder eine Tour zu Ende, eine Tour, die für mich, trotz 2800 km gern noch ein paar Tage hätte länger sein können. Es waren phantastische 6 Tourentage und jeder einzelne Kilometer war erlebenswert. Wir waren eine super Truppe und ich möchte mich bedanken, für die Disziplin, die Pünktlichkeit und die Unkompliziertheit mit euch, es ist nicht selbstverständlich mit 12 Gästen unterwegs zu sein und dabei so viel Spaß zu haben. Jeder Mensch tickt anders, jeder hat andere Ansprüche und trotzdem haben wir es geschafft immer eine „Gemeinschaft“ zu sein. Der Weg war das Ziel und gerade deshalb haben sich unsere Essenzeiten oft den „südlichen“ Verhältnissen angepasst, spät, dafür aber sehr gut. Danke, dass ihr so wunderbar mitgefahren seid und danke an die ungewöhnlich junge „Schwarzwaldbande“, die erst mit uns auch die Erfahrung gemacht hat, dass Regen und Schnee kein Hindernis sind um Motorrad zu fahren.
Ich freue mich auf ein Wiedersehen mit euch allen und sobald meine Zeit es zulässt kommt auch ein kleiner Film von der Tour. Auch wenn das wohl noch wenig dauert, so erinnere ich mich heute noch sehr genau an BATMANN hinter mir, das verstehen allerdings nur die Insider unter uns!
Genau so war’s, Manuela, haste schön geschrieben 🙂
Liebe Grüße
Sven