Geheimtipp Bergamasker Alpen

Bergamaskener Alpen 2014 016Und hier wieder ein Reisebericht von unserem Tourguide Herbert.

Eine neue Tour stand an, diesmal ging es in die Bergamasker Alpen. So trafen sich diesmal in Füssen in unserem Ausgangshotel die gemeldeten Teilnehmer. Besonders freute mich die Anzahl an Wiederholungstätern. Unser Joachim fuhr schon das 3. Mal in diesem Jahr mit mir (rekordverdächtig), inzwischen auch mit einem Tourenmotorrad. Respekt.

So ging’s also los. Die Blechkarawanenroute von Füssen zum Fernpaß konnten wir gottseidank in Reutte gleich wieder verlassen in Richtung Lechtal. Am Hahntennjoch gab es gleich das erste freie Fahren so dass jeder in seinem Lieblingstempo diesen herrlichen Pass erklimmen konnte. Weiter gings zur Piller Höhe. Nach kurzem Stop am Gaacher Blick, leider gab es wegen Nebel recht wenig zu sehen, ging es über die Schweiz auf den Reschenpass. Der obligatorische Fotostop am Kirchturm musste sein, schließlich erinnert der an die versunkene Ortschaft die damals beim Staudammbau den Fluten weichen musste. Dann das Highlight im Vinschgau, das Stilfser Joch. Ich mag diesen Pass weniger, es ist meist zuviel los, jeder will halt diesen 2.höchsten Alpenübergang mal bezwungen haben. Aber warum müssen das holländische Wohnmobile auch? Können die nicht außen herum fahren? Ich versteh’s nicht. Fast hätte ich es vergessen: Es gibt noch einen Grund für das Stilfser Joch, nämlich die Wurst mit Kraut die dort oben schmeckt wie nirgendwo sonst. Eine Vinschgauer Spezialität. Nach Süden gibt es dann eine nicht enden wollende Kehrenanzahl hinab. Dann folgte der Gavia, da war es gottseidank fast wieder menschenleer. Ein herrlicher Pass, hochalpine Natur und nix los. Von da an war es nicht mehr weit nach Prestine, unserem Basishotel.

Hoffentlich hält das Wetter! Mit dieser Hoffnung startete unser erster Fahrtag. Zu Beginn mußten noch zwei Motorräder bayrischen Ursprungs mit Öl versorgt werden. Komisch: Die brauchen so viel Öl zum fahren wie wir Wein zum Abendessen. An der Straße nach Ossimo hängten mehrfach Mitteilungen ‚Straße am Samstag wegen Rennen gesperrt‘. Glück gehabt, heute war Freitag, so konnten wir uns die Kurvenstrecke gönnen. Solche Bergrennstrecken gibt es ja in Italien viele, aber die hier hat besonders schöne Kurven. Ja, Straßen bauen können die Italiener. Weiter zum Presolanapass, einer Skistation, im Sommer halt ruhig und wenig los. Etwas später, auf der kleinen Straße nach St. Antonio wurden die Helme wieder eng von grinsen. Wie geil ist das denn? Eine Kurvenorgie die man so wahrlich selten findet. Eine Serpentinenansammlung quasi ohne Geraden dazwischen. Meine Mitfahrer waren aus dem Häuschen. Tja, hatte ich extra für euch ausgesucht. Ideales Terrain für kleine, wendige Motorräder. Eine GS ist eigentlich schon zu groß, bayerische Großtourer erst recht. Entspannung gab es dann wieder am Iseosee. Sonne, Bar am See, einen Megaeisbecher, was will man mehr? Untermalt wurde das ganze vom Lärm einer Italienischen Hochzeitsgesellschaft. Sehr unterhaltsam.

Weiter ging es ins Valle di Trompia, der Heimat der Italienischen Waffenschmieden. Ab Collio wurde es wieder richtig kurvig und steil. Wieder stand freies Fahren an, der Maniva wartete. Von da aus ging es auf direktem Weg zum Idrosee. Direkt heißt ein diesem Fall auf schmaler Straße am Grat entlang, mehrere Pässe folgen unmittelbar aufeinander und ein paar km ungeteert. Gottseidank meinte es der Wettergott just in dieser Passage gut mit uns und verschonte uns mit Wasser von oben. Wir hätten sonst auf dieses Highlight verzichten und die Abfahrt nach Bagolino nehmen müssen. So gab es nach der aussichtsreichen Abfahrt nach Anfo am Idrosee noch den Passo Croce Domini (auf Deutsch: Zum Kreuz des Herrn) und schon war er vorüber, unser erster Fahrtag vor Ort.

Der zweite Fahrtag vor Ort begann mit blauem Himmel. Heute ging es auf gleich mehrere Leckerbissen italienischer Alpenpässe. Nach Durchfahrt einer engen Schlucht stand der Passo Vivione an. Warnschilder ‚max. 3,5 to‘ und ‚max. 2 m Breite‘ stehen nicht von ungefähr. Dieser Pass zählt wirklich zu den engsten die ich kenne, gleichzeitig auch zu den Schönsten. Manche Kehren sind aberwitzig eng, wenn PKW’s hier mal zurücksetzen müssen ist das wirklich keine Schande. Diese Mischung aus enger Straße und einsamer Natur hat was. Auf der Passhöhe gibt es ein toll gelegenes Rifugio mit sehr schmackhaftem Cappuccino. Weiter ging es zum Passo della Foppa. Nicht wirklich viel breiter als der Vivione, wieder zeigte sich dass der 6-Zylinder-Tourer aus Bayern bestimmt ein tolles Motorrad ist, leider für solche Gegenden total ungeeignet. Nach einer Spaghettipause im Albergo Mortirolo (benannt nach dem gleichnamigen Pass in der Gegend) ging es auf einer Höhenstraße westwärts Richtung Passo di Guspessa. Immer wieder Fotostops mit atemberaubenden Ausblicken, schließlich stehen wir 1200 m über dem Tal. Nach Überbrückung von etwa 30 km langweiliger Strecke im Tal ging es auf den Passo San Marco. Ganz was anderes als das vorher erlebte. Breite Passstraße, tolle Kurven, guter Grip, wieder was zum „angasen“. Man sah leider auch dass italienische Lokale aufgrund der Straßenkenntnisse eindeutig im Vorteil waren, es war richtig was los. Erst am Colle di Zambla wurde es wieder ruhiger, aber nicht minder schön. Kurve an Kurve in toller Landschaft, ein fast unbekanntes Highlight. Zum Abschluss gab es noch die tolle Aussicht oberhalb von Riva von der Terrasse unseres heutigen Hotels.

Auch an unserem Heimreisetag meinte es der Wettergott gut mit uns. Leider war Sonntag, einsame Straßen gibt’s da eher nicht. So hatten wir reichlich Verkehr. Kolonnenverkehr, Umleitung in Tirano und wieder viel Verkehr Richtung Berninapass. Den Abstecher nach Livigno braucht man Sonntags auch nicht wirklich. Zuviele wollen zollfrei einkaufen und günstig tanken (1,13 € für Super). Am Stausee entlang und schon macht man durch die Tunnelgebühr den Preisvorteil wieder zunichte. 10 Euro Maut für den Tunnel, eine Frechheit! Über den Ofenpass, Zernez ins Unterengadin, schon hat uns Österreich wieder. Weil auf der Hinfahrt das Hahntennjoch so toll war, bauten wir den auch wieder in die Rückfahrt ein und so gingen in Füssen schließlich 4 erlebnisreiche Tage zu Ende.

Die Tour in die Bergamasker Alpen war eine der Highlights im Tourenprogramm von Almoto Motorrad Reisen. Die Gegend ist ein Traum für Motorradreisende die wirklich was erleben möchten. Tolle Straßen, enge und winklige, breite und schnelle, für jeden Geschmack ist etwas dabei. Das alles gemixt mit italienischer Lebensfreude. Ein großes Lob an meine Mitfahrer, Ihr seid wirklich tapfer gefahren, Euch hat es sicher genauso gut gefallen wie mir. Bestimmt sehen wir uns wieder. Euer Herbert!

Die Bilder zur Tour gibt es hier: http://www.bilder.almoto.info/2014-motorradtouren-italien/wieder-eine-wunderschoene-motorradtour-durch-italien-bergamasker-alpen/

 

7 comments to “Geheimtipp Bergamasker Alpen”
7 comments to “Geheimtipp Bergamasker Alpen”
  1. Das klingt echt sehr verlockend. Ich habe schon festgestellt: ich habe einfach zu wenig Urlaub um alle Touren mit machen zu können, die mich ansprechen.
    Das Stilfser Joch war meine erste, nein 2. große Herausforderung ( wenige Stunden zuvor habe ich das Timmelsjoch in Richtung Italien bewältigt) Anno 2012, 6 Wochen nach bestandener Führerscheinprüfung. Schön ist was Anderes da stimme ich Herbert voll und ganz zu. Der Pass wird gänzlich überbewertet 😉 Richtig schön war seinerzeit die Abfahrt über den Umbrailpass. Alle anderen hier so bildreich beschriebenen Pässe fehlen noch in meiner Sammlung. Lieber Herbert, ich weiß zwar noch nicht wann aber irgendwann hast mich auf der Tour an der Backe.

    Liebe Grüße
    Carmen

  2. Hallo Carmen,
    da freue ich mich drauf Dich mal dabei zu haben. Wenn Du bereits 6 Wochen nach der Fahrprüfung das Timmelsjoch bewältigt hast – Respekt. Die Feuertaufe hast du ja dann bereits bestanden.
    Italien ist nahezu unerschöpflich wenn es um geniale Paßstraßen geht. Nicht nur die bekannten Strecken, nein, auch die kleinen Pässe, oftmals unscheinbare Straßen überraschen immer wieder. Alle warten darauf entdeckt zu werden.

    Liebe Grüße, Herbert

  3. Fährst dann wieder hinter mir her, Charly oder möchtest mir mal was vorfahren? Du weißt ich hab noch viel zu lernen 🙂

    Eine Frage hätte ich noch Herbert, diese geschotterten Kilometer und diese sehr enge Passstraße, sind die mit ner BMW F800Szu bewältigen?
    Die engsten Pässe, die ich mir bis dato genehmigt habe waren der Manghen und der Duran.

  4. Hallo Carmen,

    die geschotterten Pasagen der Bergamasker-Alpen-Tour sind mit jeder Art von Motorrad zu bewältigen, also mach Dir keine Sorgen, Deine BMW geht da gut.

    Mit den beiden genannten Pässen bist Du ja schon enge Pässe gefahren, Der Passo di Foppa bzw. Mortirolo ist vergleichbar, der Vivione ist eine Stufe enger, aber trotzdem zu bewältigen. Das sind Genießerpässe, keine Heizerpässe.

    Wenn Du noch Fragen hast, nur zu.

    LG Herbert

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