Ein tourenfreies Wochenende im September war in Sicht und ich freute mich darauf, endlich meinen Schreibtisch aufzuräumen und all das aufzuarbeiten was in den vergangenen Wochen liegen geblieben ist. Daraus wurde nix weil mich eine Freundin fragte, ob ich nicht vielleicht Lust hätte mit noch ein paar anderen Mädels ein entspanntes Motorradwochenende zu verbringen. Schreibtisch oder Motorradtour? Die Entscheidung war schnell gefällt und sofort ging es an die Planung und Organisation einer Tour, die ich noch lange in Erinnerung behalten werde.
Ich wäre auch gern mal entspannt hinterher gefahren, als Reiseveranstalter konnte ich jedoch nicht anders und plante eine Tour mit all meinen Lieblingsstrecken. Die Mädels waren scheinbar glücklich damit und am Freitag sollte es los gehen ins Vogtland. Vogtland? Ja genau dahin! Diese Region hat es mir angetan, sind die Straßen doch wirklich erstklassig, die Ausblicke phantastisch und der wenige Verkehr verspricht Fahrspaß pur den ganzen Tag!
Wir waren insgesamt 5 Mädels und mit etwas Zeitverzögerung starteten wir 10:30 Uhr in Wilsdruff. Den ersten Streckenabschnitt bezeichne ich als “asphaltierte Feldwege”, kleine kurvenreiche Nebenstraßen über bestem Asphalt zauberten jetzt schon ein Grinsen in alle Gesichter.
Wir waren eins mit uns, es durfte auch gern mal ein bisschen schneller zur Sache gehen und das war genau das, worauf ich mich gefreut hatte. Nicht, dass mir unsere Gäste zu langsam sind aber einmal die GS sausen zu lassen und permanent alle Mitfahrer hinten dran hängen zu haben ist ein unbeschreiblich schönes Gefühl! Das Wetter meinte es perfekt mit uns, nicht zu warm, nicht zu kalt und mittags in Annaberg-Buchholz angekommen genossen wir ein hervorragendes Mittagessen. Viel zu große Portionen, gut gemeint von der Küche, schlecht für Motorradfahrer, die sich ja anschließend noch bewegen wollen! Das Restaurant hat es gut gemeint, doch manchmal ist weniger eben einfach mehr.
Den letzten Stopp legten wir an der Göltzschtalbrücke ein und ab hier ging es auf direktem Wege zum Hotel. Auf kurvenreichen Strecken, vorbei an der Talsperre Pöhl trafen wir kurze Zeit später in unserem Hotel ein. Das Best Western Plauen zählt zu meinen Lieblingshotels, bin ich doch 6 Monate im Jahr unterwegs in den unterschiedlichsten Hotels – hier fühle ich mich mittlerweile wie zu Hause! Wie gewohnt wurden wir herzlich empfangen und auch wenn ich heute mal nicht als ALMOTO unterwegs war, galt unsere 13. Gruppenregel! Absteigen und ein kühles Bier genießen! Auch wenn die Mädels lieber ein Radler bevorzugten, es war schön und wir waren angekommen, eine tolle Tour lag hinter uns und es sollte noch so einiges vor uns liegen! Nach dem Abendessen zogen wir gemeinschaftlich in die hoteleigene Sauna, eine neue Erfahrung für mich, da unsere Gäste sonst eher den Biergarten bevorzugen.
Ein neuer Morgen, ein neuer Tag. Nach einem ausgiebigen Frühstück starteten wir in Richtung Mödlareuth, “Little Berlin” stand auf dem Programm. Noch nie davon gehört? Kein Grund sich zu schämen, meine Mädels kannten es auch nicht und waren überrascht was ihnen hier geboten wurde. Geschichte pur und Momente des Nachdenkens, ein bisschen Kultur muss eben auch sein!
Weiter ging es auf hervorragenden Strecken durch das Vogtland, bis zu dem Moment wo meine “Hinterfrau” urplötzlich stehen blieb und nix mehr ging. Bremsen, wenden, was ist los? Tja, der Supermoto war der Sprit ausgegangen, nicht vorhersehbar und da wir eh in 5 km die nächste Tanke anfahren wollten eigentlich auch kein Thema. Wahrscheinlich waren wir zu schnell und der Verbrauch zu hoch? Kein Problem, ich war heute mit Koffern unterwegs und machte mich auf den Weg zur Tanke. 15 Minuten später war ich mit einem 5 Liter Kanister Benzin zurück und die Fahrt konnte weiter gehen. Mag der eine oder andere Schelm jetzt denken “Ach ja Frauen” – falsch! Wir Frauen wissen uns zu helfen und ich könnte an dieser Stelle ganz andere Geschichten von unseren Gästen erzählen 🙂
Wir erlebten das Vogtland von seiner besten Seite! Tolle Kurvenstrecken, Talsperren, immer wieder blaues Wasser rechts und links, kleine Täler durch Waldstücke und eben einfach Fahrspaß pur. Erstaunlich war die Aufmerksamkeit, die wir immer wieder erlebten. Hielten wir irgendwo an der Strecke auf eine Zigarettenpause wurden wir sofort angesprochen ob man uns helfen könnte. Sahen wir so hilflos aus oder wurde hier einfach nur der “helfende Mann” geweckt? Wir fanden es ganz witzig und hatten wirklich viel Spaß dabei.
Das “Sahnestück” erlebten wir auf thüringischer Seite. Streckensperrung und Umleitung waren ausgeschildert. Streckensperrung? Nicht für uns! Wir wagten es und wurden belohnt! Eine kurze Strecke “Gravel Road” und direkt im Anschluss 20 km astreine, neue Straße, ohne jeglichen Verkehr, warum auch? War die Strecke ja eigentlich noch gesperrt! Wir haben es genossen und Mädels: Ihr wisst was ich meine?
Das Abendessen verbrachten wir in Plauens ältester Gastwirtschaft “Matsch”, nicht einfach hier einen Tisch zu reservieren, mir war es gelungen und es ist ein hervorragendes Restaurant. Das Essen TOP, die Atmosphäre TOP – 10 Punkte von uns allen! Damit die Kalorien verdaut werden können ging es anschließend zum Bowling. 2 Stunden sportlicher Ehrgeiz und am Ende machte in jeder Runde unsere Manja das Rennen. Nach einem kleinen Spaziergang durch die nächtliche Altstadt reichte es nur noch für einen letzten Cocktail an der Hotelbar, danach fiel wohl jede von uns in die weichen Betten unseres Hotels.
Es ist Sonntag und heute geht es wieder in Richtung Heimat. Nach einer unfreiwilligen, aber kurzen Sightseeingtour durch Plauen (bedingt durch aktuelle Umleitungen) fanden wir den Weg und recht schnell ging es auf, mal wieder, kurvenreichen Strecken in Richtung Dresden. Was hat Gott getan um die Vogtländer so reich zu segnen mit erstklassigen Motorradstrecken? Nicht, dass ich neidisch wäre, gibt es ja auch das Erzgebirge und die Sächsische Schweiz, will ich ehrlich sein dann gibt es nach wie vor die besten Straßen in Sachsen im Vogtland, man muss sie nur kennen und ich kenne sie! Woher? Weil wir einen phantastischen Tourguide im Vogtland habe der mir all diese Straßen gezeigt hat! Lieber Micha: du darfst sie gern weiterhin unseren Gästen zeigen, nur heute bei einer Frauentour wärst du falsch am Platz gewesen, Frau ist eben mal Frau 🙂
Der Talsperrenblick Eibenstock war unser erstes Ziel, hier angekommen waren wir die einzigsten Motorradfahrer. Scheinbar locken 10 Grad den klassischen Motorradfahrer doch nicht hinter dem Ofen hervor. Wir haben es eisern ertragen und nach einem wärmenden Kaffee ging es weiter. In Johanngeorgenstadt entschlossen wir uns spontan für einen neuen Weg, nicht wie ursprünglich geplant vorbei am Fichtelberg, nein gleich hier und jetzt auf nach Tschechien! Die Wahl war perfekt und 30 Minuten später hielten wir an einem Restaurant, mitten in der “Pampa” sah es sehr einladend ein und wer so oft wie ich im Ausland unterwegs ist weiß eines: Halte immer da an wo keine Touris anhalten, dann erlebst du das wirkliche Hinterland! Keine deutschen Kennzeichen ersichtlich, also machen wir jetzt hier Mittagspause! Es war eine gute Wahl, der Wirt sprach sehr gut deutsch, der intergrierte Bioladen bot leckeren Käse zum Verkauf und wir genossen ein traditionelles tschechisches Mittagessen. Trotz niedriger Temperaturen von gefühlten 10 Grad durften wir draußen sitzen und wurden herzlich bedient. Warum der Wirt so gut deutsch sprach erfuhren wir erst beim Bezahlen unserer Rechnung. Es ist eine traurige Geschichte von Mauerbau und Trennung einer Familie, die sich zufällig durch einen Urlaub auf verschiedenen Seiten ereignet hatte. Was uns allerdings völlig überwältigt hat war unsere Abfahrt von dem Restaurant. Der Wirt, seine gesamte Belegschaft und auch alle Gäste strömten nach draußen und verabschiedeten uns mit einem großen Goodby! Lag es daran, dass wir Frauen sind oder war es einfach nur die Herzlichkeit? Ich tippe auf beides 🙂
2 Stunden später waren wir zurück in Dresden. Der Moment des Abschieds war gekommen, jede von uns musste in ihre Richtung nach Hause. Ein letzter Stopp, eine letzte Zigarette und jede Menge Erinnerungen an die vergangenen Tage im Gepäck. Es war schön, es war erlebnisreich und es war wunderbar mit Freundinnen unterwegs gewesen zu sein. Gespräche die sich nicht um Zündzeitpunkte drehen aber auch nicht um “Pretty Women” einfach nur Motorradfahren (und das ganz ordentlich) und Spaß haben, den hatte ich wirklich und hoffe auf eine Wiederholung in 2013!
In dem Sinne: lasst uns das wiederholen! Ich bin gern wieder dabei und spiele auch gern wieder den Tourguide 🙂
Schöner Erlebnisbericht, dem kann ich mich nur anschließen. Danke für Deine superperfekte Organisation und das wunderbare Wochenende, welches mir lange in Erinnerung bleiben wird. Mein Fazit: Ich möchte 2013 wieder mit und kann es kaum erwarten!
Na dann freue ich mich auf die Wiederholung in 2013 und bis dahin werden wir uns ja ganz sicher noch einige Male sehen!
Gelungener Bericht für ein super Frauen-Wochenende, dem es nichts hinzuzufügen gibt, außer ein großes “Dankeschön” an die “Anführerin”! Es hat an nichts gefehlt: kurvige Straßen, nette Leute, Wellness, Kultur, Fitness oder einfach mal Zeit zum Quatschen und Spaß haben. Sogar der Wettergott meinte es gut mit uns.
Liebe Grüße an die Mädels!
Hallo Manja,
das freut mich zu hören und ich wünsche dir noch eine angenehme “Restsaison”! Herzliche Grüße aus Dresden!