Ich bin verliebt in die spanischen Pyrenäen

20140528_103122Hier findet ihr den Reisebericht von unserem Stammgast Franz, der mit uns das erste Mal in den Pyrenäen war und mittlerweile nicht genug bekommen kann von der Region. Wir können es absolut verstehen!

Es ist mittlerweile meine dritte Motorradreise nach Katalonien und noch immer kann ich nicht genug bekommen von den spanischen Pyrenäen. Ich gebe zu, die Anreise ist nicht ganz einfach, immerhin sind es über 2000 km von Deutschland und trotzdem ist jeder einzelne Kilometer diese Reise wert!

Frankreich liegt hinter mir und in El Port de la Selva, ein kleiner Küstenort an der Costa Brava, lege ich meinen ersten Stopp ein. Hier am Cap Creus vereint sich das Meer mit den Bergen der Pyrenäen und recht schnell finde ich einen Platz in den unzähligen Strand Cafés um mir einen wunderbaren Café con Leche zu gönnen. Es ist immer wieder schön, das bunte Treiben der Fischer zu beobachten und den temperamentvollen Gesprächen der Katalanen zu lauschen. Ich schwinge mich wieder auf meine GS und ziehe weiter. Es folgt ein kurvenreiches Asphaltband der Extraklasse und schon kurze Zeit später erreiche ich Cadques. Wer Katalonien bereist wird unweigerlich den Mythos des exzentrischen Künstlers Salvador Dali erleben. Hier in Cadaques befindet sich sein Haus, in dem er viele Jahre gelebt und sich von der Natur inspirieren ließ. Mittlerweile befindet sich darin ein Museum, besser gesagt ein Labyrinth aus Illusion und einem mediterranen Bilderbuch.

In Palamos erreiche ich mein heutiges Ziel für die Mittagspause, ein Ort mit dem zweitgrößten Fischereihafen Kataloniens und einer wunderbaren Strandpromenade. Hier gönne ich mir eine Pause in einem der zahlreichen Restaurants am Meer und genehmige mir eine Portion traditioneller „Mejillones en Salsa“. Ich wäre gern länger geblieben, die Zeit drängt und vor allem die Vorfreude auf das, was mich in den kommenden Stunden erwarten wird. Vor mir liegt die bekannte Panoramastraße zwischen Sant Feliu de Guíxols und Tossa de Mar, sie zählt zu den schönsten in Europa und ich darf behaupten, das ist sie auch. Bei jeder meiner Reisen bin ich sie gefahren und habe mir immer vorgenommen, die Kurven zu zählen, ich habe es nie geschafft. Warum? Weil die Strecke so einzigartig ist und die ständigen Ausblicke auf das Meer mit der Vielzahl der Buchten die volle Konzentration fordern. So viel Aufmerksamkeit lassen keinen Platz mehr im Kopf um die Kurven zu zählen und am Ende ist es wohl auch egal, diese 40 km Kurvenzauber sind einfach nur ein wunderbares Erlebnis!

In Tossa de Mar biege ich ab auf die GI 681, es ist der schnellste Weg ins katalanische Hinterland und 12 km später nutze ich die C 35, meinem persönlichen Weg zum heutigen Tagesziel. Der Montseny ist ein Gebirgszug der Pyrenäen und ab jetzt nähere ich mich den 1000 m hohen Bergen. Die BV 5301 führt mich direkt hinein in das Montseny Gebirge, schon nach den ersten Kilometer wird die Straße eng und ich bewege mich permanent entlang steiler Felswände. Meine GS schnurrt, ich habe Spaß und schalte Gang für Gang nach oben. Nach 20 km erreiche ich mein Domizil für die heutige Nacht, das Hotel Husa San Bernat.

Ich war bereits bei meiner ersten Reise hier und die Gastfreundschaft des Hauses hat mir damals so gut gefallen, dass ich heute erneut hier übernachten werde. Der Name des Hauses beruht auf die Geschichte der Hunderasse Bernhardiner. Sie sind das Wahrzeichen des Hotels, freilaufend und schon bei der Ankunft begrüßen sie jeden Gast persönlich. Vor der atemberaubenden Kulisse der Berge mit ihren herrlichen Landschaften und Panoramablicken konnte ich mich auch recht schnell mit diesen zutraulichen Bewachern des Hotels anfreunden und heute freue ich mich ganz besonders auf die herzliche Begrüßung.

Ein neuer Morgen liegt vor mir und damit verbunden eine 200 km lange Tagesetappe, auf die ich mich ganz besonders freue. Ich verabschiede mich vom Hotel, von den netten Vierbeinern und schon geht es auf zum nächsten Kurvenwalzer. Ich geniesse die Fahrt, erlebe jede einzelne Kurve intensiv und fühle mich einfach nur wohl in dieser Einsamkeit. Die Straße führt Kilometer um Kilometer durch enge Felsen, niemand stört meinen Kurvenrausch und ich fühle die grenzlose Freiheit.

So langsam nähere ich mich meinem ersten Etappenziel, dem Montserrat Gebirge. Schon von weitem zeigt sich dieser heilige Berg mit seinen ZickZack Gipfeln und die Sehnsucht wird immer stärker dort endlich anzukommen. Auf 721 m Höhe erreiche ich den Abzweig, zum Kloster Montserrat, wo heute noch immer 80 Mönche leben. Ein Besuch des Klosters ist für alle, die noch nie hier waren, absolut empfehlenswert. Ich entscheide mich für die kurvenreiche Weiterfahrt durch ein Gebirge, wie es in Europa einmalig ist.

Kurz vor Cardona eröffnet sich ein völlig neues Landschaftsbild. Es ist die Salzstadt schlechthin und je mehr ich mich der Stadt nähere, tauchen alte Salzminen rechts und links der Strecke auf. Die Stadt Cardona selber hat, nach meinem Geschmack, nicht viel zu bieten und somit ziehe ich geschwind weiter. Auch auf meiner dritten Reise gibt es immer wieder neues zu entdecken und meine Rechere im Interent haben das Interesse für ein Motorradmuseum geweckt, mein nächstes Ziel für heute.

Vorher lege ich in Solsona eine Pause ein, es ist nach deutschen Verhältnissen etwas spät für ein Mittagessen, aber nicht zu spät für spanische Verhältnisse. Der Marktplatz bietet unzählige Möglichkeiten an Restaurants und mal wieder kam ich nicht an den leckeren Tapas vorbei.

Nun folgte eine meiner Lieblingsstrecken und wohl auch die, der spanischen Motorradfahrer. Der 20 km langen C 55 folgend, spielen auf der 3-spurig ausgebauten Straße mit lang gezogenen Kurven die Glückshormone verrückt. Ganz geschmeidig schnurrt meine GS von einer Kurve zu nächsten, so konstant, dass jegliches Schalten überflüssig wird. Es ist die erste Strecke, wo ich anderen Motorradfahrern begegne und wahrscheinlich hatten wir alle das gleiche Ziel. Am Museu Moto in Bassella angekommen war ich tatsächlich nicht der einzigste Motorradfahrer, aber dafür der einzige aus Deutschland. Das Museum bietet eine Privatsammlung von über 200 Motorrädern auf über 1000 qm Fläche. Es befindet sich in einem historischen Gebäude und hier ist die Liebe im Details sehr deutlich zu spüren. Ich nehme mir die Zeit für diese einzigartige Sammlung und als mir der Mitarbeiter des Museums erklärt, dass alle Fahrzeuge auch funktionstüchtig sind, bin ich noch erstaunter.

Um in Katalonien zu übernachten gibt es vielfältige Möglichkeiten, von kleinen Landhotels bis hin zu Luxusherbergen ist für jeden Geldbeutel etwas dabei. Heute gönne ich mir ein Hotel der gehobenen Klasse, es war die Empfehlung eines Freundes und ich sollte nicht enttäuscht werden.

Das Hotel Can Boix befindet sich in Peramola, abseits der Straße und ein wenig versteckt am Fuße der Berge. Beim ersten Versuch, dieses Hotel zu finden fuhr ich mangels Ausschilderung am Abzweig zum Hotel vorbei und mein Weg endete unerwartet im Ort, einer Sackgasse. Wie ich es aus Spanien kenne gibt es in jedem, noch kleinen Ort einen Marktplatz und gewöhnlich verbringen dort die Einheimischen die meiste Zeit des Tages. So auch heute, ein deutscher Motorradfahrer scheint hier zu den eher ungewöhnlichen Besuchern zu gehören und somit wecke ich auch umgehend die Neugierde der älteren Herren. Nach einem freundlichen “Hola” und meiner Frage nach dem Hotel wurde mir, mit lauten Gelächter, schnell der Weg erklärt. Aha, scheinbar war ich nicht der erste Hotelsuchende, der hier angekommen ist. Ich musste nur 2 km zurück fahren und fand dann auch den Abzweig zum Hotel. Nur wenige hundert Meter weiter war ich angekommen und mein Herz hüpfte vor Freude. Es war eine phantastische Anlage mit großzügigem Pool und ich war meinem Freund dankbar für seine Empfehlung. Schnell die GS in der Garage abgestellt, das Zimmer bezogen und ab an den Pool. Ich genoss die unsägliche Ruhe, die phantastischen Ausblicke auf die Landschaft und vor allem das erste kühle Serveza des Tages.

Am nächsten Morgen stärkte ich mich mit einem ausgiebigen, katalanischen Frühstück auf der Terasse des Hotels und schon kurze Zeit später starte ich in den neuen Tag.

Der erste Teil der C 14 in Richtung La Seud’Urgellführt an einem riesigen Stausee entlang. In Col de Nargo tanke ich nochmal auf, da ich keine Ahnung hatte, wann hier die nächste Tankstelle kommen wird. Ab jetzt ging es rein in die Berge, die L 511 entpupte sich als reinster Kurvenwalzer, der nicht enden wollte. Die Landschaft war einfach atemberaubend, weiße Felsen wechselten sich ab mit glutroten Felsen und tief grünen Tälern. Nach 60 km einsamer Bergstraße auf bis zu 1350 m Höhe war ich froh wieder auf Zivilistaion zu treffen. In Tremp bog ich auf die C 13 und folgte der Ausschilderung nach Sort. Es war Zeit für eine Kaffeepause und der kleine Ort Gerrie de la Sal machte einen einladenden Eindruck. Mögen die Ortschaften noch so klein sein, eine Bar findet sich immer. Im Gespräch mit der netten Kellnerin erfuhr ich, dass nur 100 m weiter ein Salzmuseum erbaut wird, welches in Kürze eröffnet werden soll. Viele Jahre wurde, hier in den Salinen, in reiner Handarbeit Salz produziert und das Museum soll an diese Tradition erinnern. Ich schreibe es auf meine “To-do-Liste” und werde dem Museum gern bei meiner nächsten Reise einen Besuch abstatten.

Es zieht mich weiter und schon bald erreiche ich den Ort Sort, dessen Name auf Katalanisch „Glück“ bedeutet. Dieser Ort zieht jedes Jahr eine große Anzahl Touristen aus ganz Spanien an, die dort Lose für die jährliche Weihnachtslotterie kaufen. Innerhalb von zehn Jahren wurden hier fünf Lose für den Hauptgewinn in Höhe von 2 Millionen Euro verkauft. Ich verlass mich nicht auf mein Glück im Lotto und fahre direkt weiter auf die N 260. Jetzt geht es Kurve um Kurve aufwärts, schon bald bewege ich mich auf über 1500 m Höhe und genieße die Ausblicke auf die unzähligen Berge und Täler mit ihren tiefgrünen Wäldern. Nach 45 km erreiche ich wieder die C 14 und halte mich in Richtung La Seud’Urgell. Schon kurze Zeit später entdecke ich eine Polizeikontrolle, die in der Gegenrichtung sämtliche Autos kontrolliert. Ach ja, ich nähere mich der Steueroase Andorra und diese Kontrollen sind üblich, auch wenn Andorra über 15 km entfernt ist.

La Seud’Urgell begebe ich mich auf die Suche nach meinem Hotel und werde schnell fündig. Es ist später Mittag und ich entscheide mich einzuchecken um den Rest des Tages frei von Gepäck eine Runde zu drehen.

Frisch gestärkt starte ich nun in die Steueroase Andorra. Schon kurze Zeit später stehe ich an der Grenze und muss mich brav anstellen, der Verkehr hat stark zugenommen und ab jetzt werde ich wohl nicht allein unterwegs sein. Die Passkontrolle überstanden ging es jetzt in deutlich langsameren Tempo vorwärts. Rechts und links der Straße reihen sich endlose Geschäfte und Einkaufstempel mit vollen Parkplätzen aneinander, hunderte Menschen wollen hier ihr Schnäppchen machen. Nach 80 km überwiegend „Shoppingmeile“ durch Andorra war ich froh die Grenze nach Frankreich erreicht zu haben, natürlich nicht ohne auch mein persönliches Schnäppchen mitgenommen zu haben, eine volle Tankfüllung zum unschlagbar günstigen Preis. Der Pas de la Casa führte mich 25 Kurvenkilometer durch Frankreich, die mich vom Hochtal der Pyrenäen zurück nach Spanien brachten. Mit der Einfahrt nach Spanien durchquere ich noch einzelne, quirlige Ortschaften, bevor der Verkehr wieder ruhiger und das Motorradfahren für mich angenehmer wird.

Heute steht die letzte Tagestour durch die Pyrenäen an und damit verbunden mal wieder ein Sahnestück des spanischen Straßenbaus. Schon wenige Minuten nach meinem Start fahre ich auf kleinsten Nebenstrecken durch den Naturpark Cadí-Moixeró. Die von mir gewählte Straße ist anfangs nicht in bestem Zustand und auf den ersten Kilometern ziemlich holprig. Dafür werde ich mit Einsamkeit und vor allem den Ausblicken auf ein ständig wechselndes Landschaftsbild entschädigt, das Wechselspiel zwischen roter Erde und roten Felsen erinnert mich ein wenig an Australien. Entlang des Naturparks erblicke ich schon bald den markantesten Gipfel dieser Bergkette, den Pedraforca. Mit seinen 2497 m Höhe ist er zweifellos einer der schönsten in dieser Region und immer ein Bild mit der Kamera wert. Die kurvenreichen Strecken scheinen nicht enden zu wollen und immer wieder frage ich mich, für wen diese phantastischen Straßen gebaut wurden, wenn sie doch so wenig benutzt werden. Vielleicht bin ich auch nur zur falschen Zeit unterwegs und im Sommer ist hier Hochbetrieb? Es ist egal, ich fühle mich einfach wohl und von mir aus kann es immer so bleiben.

In Ripoll entscheide ich mich für eine Mittagspause, hier mitten im Zentrum laden zahlreiche Restaurants zum Verweilen ein und gern geselle ich mich dazu. Mein Motorrad immer im Blick erfreue ich mich an den neugierigen Blicken der Spanier auf mein Motorrad, sogar die Policia Local bewundert es und das wiederum wundert mich, in Deutschland würde wohl keiner vor einer GS stehen bleiben.

Ab jetzt werden die Berge kleiner und die Landschaften weitläufiger. Ich durchquere den Parc Natural de la Zona Volcànica de la Garrotxa, eine Region in der sich mehr als 40 Vulkane befinden. Um sie hautnah zu erleben, ist eine Wanderung notwendig, meine Neugierde auf die Vulkane konnte ich bereits vor Jahren stillen, als ich mich für so eine Wanderung entschieden hatte. Es war damals eine sehr interessante Erfahrung, in einem Vulkankrater zu stehen ist ein doch recht spektakuläres Erlebnis.

So langsam geht meine Reise durch die spanischen Pyrenäen dem Ende zu und ich komme in Figueres an. Mein Hotel ist schnell gefunden und nach einer erfrischen Dusche begebe ich mich auf dem Weg zum Teatro Museo Salvador Dali. Heute nehme ich mir die Zeit, das von Dalí umgebaute Stadttheater zu besuchen. Mein Fazit: für Freunde des Surrealismus ist es sicher ein lohnenswerter Besuch, Dali war ein sehr exzentrischen Künstler und ich persönlich hatte hier mehr Fragezeichen im Gesicht als Antworten darauf.

Der Abschied fällt mir schwer, es war mal wieder eine phantastische Reise unter spanischer Sonne mit vielen, neuen Begegnungen. Die spanischen Pyrenäen sind immer wieder eine Reise wert und bieten ein phantastisches Hinterland mit besten Straßen und jeder Menge Gastfreundschaft. Es war definitiv nicht meine letzte Reise in dieser Region, Katalonien wir sehen uns wieder!

 

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