Kärnten, ein Traumrevier südlich des Alpenhauptkamms

IMG-20150820-WA0004Und hier wieder ein Reisebricht von unserem Tourguide Herbert.

Es ist Sonntag. Irgendwas ist anders, heute. Vielleicht ist es der fehlende Stau. Ich erlaube mir ja aufgrund meines fortgeschrittenen Alters die Anreise zum Ausgangsort mittels PKW und dem Motorrad huckepack auf dem Anhänger zu erledigen. In jüngster Zeit konnte ich aber auch beobachten, dass immer häufiger unsere Gäste diese gar nicht so unangenehme Möglichkeit der Anreise wählen.

Im Hotel in der Nähe von Rosenheim werde ich von den Mitarbeitern schon wie ein alter Bekannter begrüßt. Ja, fast schon eine zweite Heimat. So trafen sich diesmal 9 Mitfahrer, falsch, 7 Mitfahrer und 2 Mitfahrerinnen zur diesjährigen Tour nach Kärnten. Diese Tour befindet sich bereits seit Jahren im Programm von ALMOTO, vollkommen zurecht wie ich meine. Kärnten ist immer eine Reise wert. Ein Land voller Seen und intakter Natur mit netten Menschen.

Der Wettergott versprach uns während der Tour ausreichend mit Wasser zu versorgen. Gut so! Auch wenn ich Regen nicht unbedingt mag, so ist mir ein solches Wetter lieber als Mörderhitze mit Temperaturen von fast 40°. Das hatte ich dieses Jahr zu genüge. Also los gehts, auch im Regen macht Österreich Spaß. Die Grenze hinter Sachrang ist rasch passiert, zügig geht es auf Nebenstraßen voran, ein erster Stopp im Cafe am Pillersee. Sogleich wurde man konfrontiert mit der dunklen Seite des österreichischen Tourismus. Ein Haferl Kaffee für 4,90 Euro. Auf meiner Liste gibt es wieder ein Lokal weniger.

Die Fahrt über den Großglockner wurde gestrichen, was nutzt der schönste Pass wenn man nichts sieht? Dafür hatten wir Glück auf der ‚Ersatzroute‘ über Obertauern und den Katschberg, hier war relativ wenig los. Pünktlich die Ankunft am Zielhotel, das erste Stiefelbier des Urlaubs zischte.

Um sicher zu gehen dass nicht auch die Nockalmstraße dem Regen zum Opfer fällt kam diese sogleich am ersten Fahrtag an die Reihe. Der Wettergott versprach zumindest halbwegs Ruhe zu geben und so hatten alle Spaß auf dieser herrlichen Straße. Diese Straße ist eigentlich total unnötig, dient sie doch nicht als Verkehrsverbindung zwischen zwei Zonen, nein, die Straße dient nur dem Spaß und den hatten alle hier. Herrliche Kehren, tolle Ausblicke und nicht viel Verkehr, Bikerherz was willst Du mehr? Natürlich war hier freies Fahren angesagt, so konnte sich jeder nach Herzenslust austoben.

Aber auch Bikermägen kriegen irgendwann mal Hunger, diesen kann man hervorragend am Hochrindl stillen. In einer total abgelegenen Gegend gibt es gleich mehrere Wirte die sich auf Biker spezialisiert haben (jemand anders fährt in so eine einsame Gegend sowieso nicht) und weiter ging es ins Gurktal. Ein wunderschönes Tal mit 1-a-Gripp, dann Richtung Süden, immer wieder mit toller Aussicht auf die Hügellandschaft von Oberkärnten. Ja, diese Aussicht demonstriert das wahre Kärnten, liebliche Landschaften, nur mäßig alpin.

Eine Enttäuschung gab es dann aber auch: Wir wollten die Burg Hochosterwitz besichtigen, ein Traum von einer Ritterburg welche übrigens niemals erobert wurde. Leider war der abenteuerliche Lift außer Betrieb, wir hätten die Burg zu Fuss steil bergauf durch die 14 Tore erklimmen müssen. „Nur 800 Meter, in 15 Minuten sind’s oben“ rief der Kassenwart. Von wegen, ich weiß das besser. Bei warmem Wetter in Motorradbekleidung dauert das über eine halbe Stunde. Kopfschütteln bei der gesamten Mannschaft. Ach, ich liebe diese einstimmigen Entscheidungen. So genossen wir Kaffee bei der bodenständigen Gastronomie und beließen es bei Bildern der Burg von unten. Weiter ging es auf Nebenstrecken, schließlich am Ossiacher See vorbei in Richtung Hotel. Kurz vor Villach meinte Petrus er müsse es uns nun mal richtig duschen, dem Gröbsten konnten wir aus dem Wege gehen.

Der zweite Fahrtag brachte uns über den Faaker See zum Pyramidenkogel, auf dessen Gipfel seit letztem Jahr der höchste Holzturm der Welt steht. Ein beeindruckendes Bauwerk, auch vom Design her. Von hier oben hat man einen tollen Blick auf eine Vielzahl der Kärntner Seen, normalerweise. Wir jedoch sahen zeitweise dass wir nichts sahen. Wenigstens ab und zu hatten wir ein paar Ausblicke auf die tolle Gegend, und so konnte man schließlich erahnen wie gigantisch der Ausblick bei Kaiserwetter sein muss. Weiter ging es durchs Rosental nach Ferlach, von hier aus auf total leeren Straßen dicht ran an die Karawanken nach Süden. Über den Scheidasattel schließlich in die Trögener Klamm, eine wenig bekannte Schlucht die man langsam befahren darf. Langsam deshalb da es hier eine Vielzahl von Wanderern gibt. Diese Schlucht ist wunderschön, hinter jeder Kurve wartet ein neues Fotomotiv, man kann sich gar nicht sattsehen an den Kunstwerken die Mutter Natur hier schuf.

Weiter ging es zum Klopeiner See. Ja, auch das gibt es in Kärnten, eine Touristen-Hochburg an dem abends wohl aus jeder Kneipe Ballermann-Atmosphäre klingt. Gefiel uns nicht, also weiter Richtung Klagenfurt, der Hauptstadt Kärntens mit dem Drachen als Wappentier am neuen Platz. Dieser Drachen, übrigens aus einem Stück Fels gemeiselt, steht zum Gedenken an den Drachen (oder den Drachentöter) welcher der Sage nach früher in den Sümpfen gehaust haben soll. Erst nach dessen Tod im 16. Jahrhundert soll es möglich gewesen sein an dieser Stelle Klagenfurt zu gründen.

Nach einem Fotostopp oberhalb von Velden (ja, auch das Schloss am Wörthersee war da) ging der zweite Fahrtag zu Ende.

Am 3. Fahrtag wartete die Königsetappe auf uns, die 3-Länder-Tour. Über die Windische Höhe ging es ins Gailtal und kurz danach auf den Naßfeldpass. Die Italiener nennen ihn übrigens Passe Promollo. Freies Fahren hier, jeder konnte sich nach Belieben austoben. Die Südseite ist übrigens ganz anders als die Nordseite, wesentlich winkliger, teilweise auch etwas spektakulärer. Dann das wunderschöne Vale di Aupa. Keiner kennt es, daher so leer. Ein kurzer Stopp in einer typischen italienischen Dorfkneipe. Ein schneller Espresso an der Theke, ein kurzes Palaver auf italienisch und weiter geht es, das gehört in Italien auch dazu.

Es folgte freies Fahren im Tal nach Selle Nevea, wunderschöne Streckenführung, toller Grip. Ab derm Scheitelpunkt konnte man den Mangart das erste Mal sehen, unser Ziel für heute. Die Mautstraße auf den Mangart ist wahrlich spektakulär, 13 Kilometer die es in sich haben. Es handelt sich um den höchsten offiziell anfahrbaren Punkt in Slowenien. Schmale Straße und z. T. sehr enge Kehren. Die letzten knapp 2 km sind übrigens seit 2012 wegen Steinschlag offiziell gesperrt. Aber wir machten es wie die Eingeborenen, die stören sich auch nicht an irgendwelchen Schildern und fuhren. Oben angekommen zeigte sich, dass wir in guter Gesellschaft waren, mindestens 50 weitere Biker waren hier. Die Aussicht über Italien weg nach Österreich ist schlichtweg grandios. Zu nah sollte man sich jedoch nicht an die Felskante wagen, es geht 600 m senkrecht nach unten. Natürlich gehört hier auch die Einkehr in der Mangarthütte dazu. Was dann folgte war die Fahrt durch den Triglav Nationalpark zum Virsicpass.

Hier zeigte sich übrigens, dass eine Reichweite von nur 200 km doch etwas knapp bemessen ist wenn weit und breit keine Tanke in Sicht ist. Mit den letzten Tropfen erreichte unser Apriliafahrer die rettende Tankstelle in Kranjska Gora. Vielleicht sollte ich zukünftig doch wieder einen Ersatzkanister im Gepäck mitnehmen? Zum Abschluss gab es noch den Wurzenpass und erneut die Windische Höhe, diesmal anders herum.

Am letzten Tag hieß es Abschied nehmen von Kärnten, diesem herrlichen Land südlich des Alpenhauptkamms. Heute sollte es auch endlich klappen mit dem Großglockner, dieser zwar teuren, aber auch wahrlich tollen Passstraße. Wir konnten zur Kaiser-Franz-Josefs-Höhe fahren und den größten Gletscher der Ostalpen bestaunen oder zumindest das was noch von ihm übrig ist. Ab dem Hochtor schlug schließlich das Wetter um so dass wir den Großglockner auch mal von dessen Kehrseite erleben konnten. Regen und Nebel. So fiel die Edelweißspitze aus und wir schauten zu wieder in niedrigere Gefilde zu kommen.  Als nächstes stand eine Einkehr auf einem Berggasthof oberhalb des Zeller Sees auf dem Programm. Ich hatte schließlich Werbung für den köstlichen Kaiserschmarrn gemacht, 7 Bestellungen auf einmal. Der arme Koch. Nach abwechslungsreichen und zuletzt auch etwas nassen Kilometern kamen wir letztendlich gegen 16.30 Uhr wieder in Oberbayern an. Wir haben viel erlebt, wir hatten auch reichlich Spaß und haben viel gelacht. Sicher sind meine Mitfahrer nun genauso begeistert von Österreichs südlichstem Bundesland.

Liebe Mitfahrer, Ihr seid klasse gefahren, die Gruppe hat prima harmoniert.  Über Zwischenfälle auf der Tour hülle ich den Mantel des Schweigens. Ich erinnere nur daran: Es steht 3 : 1 für BMW (Insider). Ich bin mir auch sicher dass ich den einen oder anderen Mitfahrer bald wieder auf einer meiner nächsten Touren wiedersehe. Egal wo es dann hingehen wird, ich freu mich drauf.

Euer Herbert

12 comments to “Kärnten, ein Traumrevier südlich des Alpenhauptkamms”
12 comments to “Kärnten, ein Traumrevier südlich des Alpenhauptkamms”
  1. Da bleibt wirklich nichts mehr zu sagen! Toller Bericht und für mich als „Erstlingstäter“ war diese Woche grandios und lehrreich, trotz diverser Kollateralschäden. Ich persönlich werde diese Woche nie vergessen und bestimmt wieder mal dabei sein. Unsere Truppe war hervorragend: Sowohl menschlich als auch fahrtechnisch. Danke Herbert für diese tolle Woche – Grandios wars!

  2. Ich kann nur zustimmen. Selten so viel Spass auf dem Motorrad gehabt trotz Regen.
    Mit dem Mangartpass habe ich mir einen persönlichen Traum erfüllt. Die altersmäßig gut gemischte Gruppe die sich sich super verstanden hat. Ein Spitzentourguide erfahren, gelassen, geduldig mit sehr guten Ortskenntnissen ungeheuer flexibel was die wettertechnisch beste Tourenplanung angeht.Eine Autorität ohne autoritär zu sein. Ne schöne Zeit mit Freundin im „Mädelszimmer“ Ich denke auch noch gerne an das hübsche kleine Sträßchen nach Heiligenblut mit wahnsinns Aussicht auf den Großklockner.
    Ich war bestimmt nicht das letzte Mal dabei. Ein gelungener Urlaub Danke an alle Mittäter und an Ralfi fürs Blinker kleben…hält und hält und hält 😉

  3. Informativer und detaillierter Reisebericht. Vielen Dank, Herbert.
    Euer Schlussmann bedankt sich bei allen Mitfahrern für die zügigen Touren. War schön mit Euch, möchte es gerne zusammen mit Euch bei einer anderen Tour wiederholen.
    Wir sehen uns……

  4. Hallo Carmen, hallo Oliver,

    vielen Dank für Euer Lob, es freut mich daß es Euch gefallen hat. Ja, Kärnten ist schon eine tolle Gegend zum Motorradfahren. Das bißchen was passiert ist, nicht der Rede wert, das gehört einfach dazu.
    Wenn Ihr wieder mal mit fahren wollt, jederzeit gerne wieder. Bin mal gespannt auf welcher Tour wir uns wieder sehen.

    Euch noch eine schöne Restsaison, Herbert

  5. Vielen Dank für den detaillierten Bericht.
    Für Herbert: Tourenführung sehr gut, und immer ruhig geblieben, auch wenn es mal nicht so optimal lief (3:1 für BMW und so…)
    Werde meine nächste Tour wieder über ALMOTO buchen.
    Dankeschön an alle, gerne wieder!
    Gruß an alle!

  6. Kann leider erst heute meinen Kommentar dazugeben, da ich schnell noch einen kleinen Ostseeurlaub `drangehangen habe.
    Die Tour war wieder erste Sahne! Ein dickes Lob an Herbert, der souverän durch die schönsten Alpenstrasse geführt hat. Ich muss immer wieder staunen, mit welcher Ortskenntnis er die Strecke findet, mann könnte denken, er hat die Strassen selbst gebaut! Auch die Truppe hat ganz toll harmoniert. Es war ein super Erlebnis – keine Frage, im kommenden Jahr geht`s wieder in die Alpen! Natürlich mit ALMOTO !

  7. Hallo ALLE !!!
    Ich kann euer dickes Lob an die Tour samt SUPER – GUIDE nur unterschreiben. SO muß das sein, tolle Leute, tolle Gegend, tolle Stimmung. Man sieht sich gaaaanz sicher wieder.
    Und zu dem 3 : 1 ….. naja eher 3 : 0,5 !!!

  8. Erst Anhalten, Dann Absteigen

    Hallo Herbert,

    schön war s mit Dir und der Gruppe.
    Wirklich schöne tolle Strecken ausgesucht.
    Ich sage Danke dafür, Wüsche allen noch eine
    schöne Saison. Bis auf neue Tour 2016

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